1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Ungewöhnlicher Entwurf: Ungewöhnlicher Entwurf: «Gläserne Brücke» über die Saale?

Ungewöhnlicher Entwurf Ungewöhnlicher Entwurf: «Gläserne Brücke» über die Saale?

Von Ralf Böhme 20.12.2001, 20:25

Halle/Saalkreis/MZ. - Über die Saalesoll künftig eine "gläserne Brücke" führen.Das sieht der Entwurf für die A 143 bei Salzmündevor. Eine Jury der bundeseigenen DeutscheEinheit Fernstraßen- Planungs- und Bau GmbH(Deges) wählte das ungewöhnliche Projekt aus.Augenfälligstes Merkmal: Die Autos fahren,so die Computer-Simulation, wie durch einlanges Gewächshaus.

Die Gesamtlänge dieser dann vierten Straßenbrückeüber die Saale im Raum Halle soll rund einenKilometer betragen. Ob der vorgelegte Entwurfdie Autobahn-Kritiker zufrieden stellt, bleibtallerdings abzuwarten. In der Vergangenheithatten mehrere Bürgerinitiativen massive Bedenkengegen die A 143, die die A 38 mit der A 14verbinden soll, angemeldet (die MZ berichtete).Das Planfeststellungsverfahren, das über dieGenehmigung des Projektes entscheidet undzu der die Bürgerbeteiligung gehört, beginntim kommenden Jahr

Die Jury, der neben einer Reihe von Expertenauch Regierungspräsident Holger Göttner undLandrat Knut Bichoel (CDU) angehörten, entschiedsich für die Variante der IngenieurgemeinschaftLeonhart Andrä (Dresden) und des ArchitektenbürosDömiges (Regensburg). Deren gemeinsamer Entwurfbesteht aus einem 200 Meter langen Tunnel,der die A 143 zwischen Salzmünde und dem OrtsteilSchiepzig aufnehmen soll. Unmittelbar daranschließt sich, so die Planer, die schallgeschützteBrücke mit dem Glashaus an, die sich über900 Meter erstreckt und damit den Fluss unddas Überschwemmungsgebiet der Saale überspannenwürde. Regierungspräsident Göttner zufolgehandelt es sich bei dem Tunnel-Brücke-Konzeptum eine "in Deutschland bisher einmalige Kombination".

Ein Schwerpunkt des Wettbewerbs, zu dem insgesamt57 Einsendungen eingingen, war der Lärm- undLandschaftsschutz für die Flussniederung undbenachbarte Siedlungen. Nach Ansicht der Jurysei es deshalb eine gute Lösung, die Brückebis zur Saale-Mitte komplett unter Glas zunehmen. Im weiteren Verlauf sieht der Entwurfvier Meter hohe Glaswände entlang der Autobahnvor. Damit soll vor allem die befürchteteLärmbelästigung für das große Neubaugebiet"Seepark" Salzmünde verringert werden. ImFluss ruht das Bauwerk dem Plan zufolge nurauf einem einzigen breiten Pfeiler, der nachAuffassung der Jury jedoch kein Hindernisfür die Schifffahrt darstelle.

Die Gesamtkosten des Projektes werden vonder Deges mit 80 Millionen Mark angegeben.Landrat Bichoel zufolge gibt es bereits einenFahrplan für die Realisierung des Vorhabens.Danach sollen bis Mai/ Juni 2002 sämtlicheUnterlagen vorliegen. Wenn das Genehmigungsverfahrenpositiv verlaufe, könnten die Bauarbeiterim Frühjahr 2003 anrücken. Bichoel: "Im Jahr2005 soll der Verkehr rollen."

Der Entwurf des Wettbewerbssiegers und dieanderen Vorschläge, die in die engere Wahlkamen, sollen voraussichtlich im Februar ineiner Schau öffentlich präsentiert werden.Als Ausstellungsort ist die Stadt- und Saalkreissparkassein der halleschen Rathausstraße im Gespräch.Eventuell "wandert" die Exposition danachnoch weiter nach Salzmünde. Interesse dürfteunter anderem die verworfene Idee einer imposantenHängebrücke finden, deren Mast 45 Meter inHöhe reichen würde.

Gleichzeitig mit der Saale-Überquerung solldie geplante A 143-Anschlussstelle Salzmündeentstehen. Die Auf- und Abfahrten liegen demTrassen-Entwurf zufolge knapp einen Kilometervor der Saale zwischen Salzmünde und Lieskau-Nord.Probleme könnte es möglicherweise noch geben,weil das Gelände an einen Schießplatz grenzt.Eine weitere Veränderung betrifft die vielbefahrene Harzstraße, die gegenwärtig durchSalzmünde führt und deshalb verlegt werdensoll. Vorgesehen ist eine Ortsumfahrung zwischenSalzmünde und Benkendorf, die am Fuße desBierhügels wieder auf die "alte" Harzstraßeeinmündet. Mehrere Varianten sind für dieEinfahrt nach Salzmünde im Gespräch. Der Saalkreisplädiert für einen Kreisverkehr am Einkaufszentrum.