Umweltverbände rufen zu Demonstration gegen Atomkraft auf
Hamburg - Mehrere Umweltorganisationen haben zum fünften Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima in Hamburg zu Demonstrationen gegen Atomkraft aufgerufen. Jeweils um 16.00 Uhr wollen sie sich vor dem japanischen Generalkonsulat in der Innenstadt für einen schnelleren Atomausstieg stark machen sowie am Hafen gegen Atomtransporte durch die Hansestadt protestieren. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) betonte unterdessen die Pflicht der Energiekonzerne, die Kosten für den Abriss stillgelegter Atomkraftwerke zu übernehmen. «Spielräume für eine Einigung gibt es allenfalls bei der Teilung der Endlagerkosten, nicht aber bei der finanziellen Verantwortung für den Kraftwerksrückbau», erklärte er am Donnerstag. Diesen müssten die Konzerne, die Jahrzehnte Traumrenditen erzielten, alleine schultern.
Die Atomkatastrophe von Fukushima vor fünf Jahren war durch ein schweres Erdbeben und eine bis zu 30 Meter hohe Flutwelle ausgelöst worden. Der Tsunami beschädigte das Atomkraftwerk an der Küste von Fukushima derart, dass danach mehr als 100 000 Menschen wegen der Strahlenbelastung in der Region ihre Häuser verlassen mussten. Bis das Kraftwerk endgültig gesichert ist, kann es nach Angaben des Fukushima-Betreibers Tepco noch zwischen 25 und 35 Jahre dauern. Nach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace wurden bislang nur bewohnte Gebiete und schmale Streifen an Straßen und Waldrändern gereinigt. «Die Folgen von Fukushima werden noch Jahrhunderte andauern», sagte der Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital. «Ein Super-GAU lässt sich nicht einfach wieder aufräumen.»
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert einen deutlich schnelleren Atomausstieg als bisher geplant. Nach dem Gau in Fukushima habe Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zwar erkannt, dass die Atomenergie ein Irrweg ist. Mit der Stilllegung von inzwischen neun Atomreaktoren sei auch ein erster Schritt getan. Der Weiterbetrieb von acht Reaktoren berge jedoch nach wie vor enorme Risiken. Damit sich Katastrophen wie in Fukushima oder Tschernobyl nicht wiederholen, «muss Atomkraft Geschichte werden», erklärte Hamburgs BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch.
Laut einer Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der Linken sind im vergangenen Jahr mindestens 160 Atomtransporte über den Hamburger Hafen abgewickelt worden. Dagegen wollen unter dem Motto «Atomtransporte durch Hamburg stoppen» mehrere Organisationen, darunter auch Robin Wood, demonstrieren. Konkret richte sich der Protest auch gegen die Spedition C. Steinweg, die unter anderem Uranerzkonzentrat aus Usbekistan, Kasachstan und Namibia umschlage, weshalb die Demonstration vor der Firma stattfinden werde.
«Die Nutzung der Atomkraft zur Stromerzeugung war ein falscher Weg» und sei wegen hoher Subventionen aus Steuermitteln auch nie billig gewesen, sagte Umweltsenator Kerstan. Nun den Rückbau alter Anlagen auch wieder auf die Allgemeinheit abzuwälzen, sei der falsche Weg. Auch lehne er es ab, dass Konzerne, deren Aktienwert dramatisch sinke, sich nun mit Anteilsscheinen ihrer Unternehmen an den auf knapp 30 bis gut 77 Milliarden Euro geschätzten Rückbaukosten beteiligen. Für ihn zählten nur Bargeld oder echte Sicherheiten. «Eine Bank würde als Sicherheit für einen Immobilienkredit auch keinen baufälligen Wellblech-Schuppen akzeptieren.» (dpa/lno)