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UEFA-Pokal - Frauen UEFA-Pokal - Frauen: Sabrina Rastetter geht in der Kälte auf Torejagd

Von Nils B. Bohl 22.10.2004, 17:34

Woronesch/Potsdam/dpa. - Beim mehrfachen deutschen Fußball-Meister 1. FFC Frankfurt hoffte Sabrina Rastetter bis zum Juli aufeine Profi-Karriere. Doch nach zwei schweren Verletzungen ist die 17-jährige Karlsruherin - auch mit der Aussicht auf hohe Gagen undprofessionelle Betreuung - vom Main in die Kälte Russlandsgewechselt. Mit dem FK Energy Woronesch will die 22-malige U-17-Nationalspielerin im Viertelfinale des UEFA-Cups den deutschenMeister und Pokalsieger Turbine Potsdam aus dem Wettbewerb werfen.

«Wir hoffen noch auf Schnee, und dass es kälter wird. Das wäre einVorteil für uns», sagte Rastetter vor dem Hinspiel am kommendenSonntag (15.00 Uhr) in Woronesch. «In Deutschland ist man das nichtgewöhnt, die haben ja schon Angst, überhaupt nach Russland zufliegen.» Im UEFA-Cup Ende September gegen den kasachischen ClubAlma-KTZH hat Rastetter bereits drei Tore erzielt.

Doch was treibt eine 17-jährige Schülerin allein in eine Stadt inder russischen Provinz, die wegen ihrer allgegenwärtigenIndustrieabgase gefürchtet ist? Rastetters Schlüsselerlebnis war dieBekanntschaft mit dem russischen Sturmtalent Iwan Saenko (21) vomZweitligisten Karlsruher SC, der in Woronesch aufgewachsen ist. «Ererzählte mir von seinem Vater und der Mannschaft», sagt Rastetter.«Nachdem ich so lange verletzt und überhaupt ziemlich am Ende war,wollte ich das Angebot sofort annehmen, als ich es bekam.»

Zwei Mal hintereinander hatte sie zuvor einen Ermüdungsbruch imSchienbein erlitten und deshalb ein halbes Jahr nicht trainierenkönnen. «Ich wusste aber, wie gut dort trainiert wird. Die machen dassogar zwei Mal am Tag, und das ist es, was ich nach so einer langenVerletzung brauche. Auch die medizinische Betreuung ist in Woroneschsehr gut», begründet sie ihren Wechsel von Frankfurt an den Don.

In Woronesch erhalten die jungen Spielerinnen eine professionelleRundumbetreuung. «Ich wohne in einem Internat. Jeder von uns hat einZimmer hier, die jungen Spielerinnen wohnen durchgehend hier»,beschreibt sie ihren Alltag. Um 08.30 Uhr Frühstück, dann Trainingoder Sauna, und um 22.00 Uhr gibt es den letzten Tee. «Vor dem Spielmüssen alle hier schlafen. Wir sind hier alle Profis, wir machennichts anderes mehr», erzählt sie. Ausnahmen davon gebe es nicht. DieAnsprüche seien hoch in Woronesch.

Über Geld redet sie - aber nur ungern. Mit Fußball könne man auchin Russland gut verdienen. Bis zu 30 000 Euro Saisongage, imErfolgsfall noch mehr. Das erzeugt natürlich auch Druck. «UnserTrainer verlangt viel von uns, und das ist gut so.» Die US-Amerikanerin Lora Schott musste bereits nach vier Wochen wieder ihreKoffer packen, weil der Trainer keine Perspektive mehr sah. «Das warhart für sie,» sagt Rastetter. Trotzdem denkt sie über eine weitereSaison in Woronesch nach. «Ich möchte schon wieder nach Deutschland,aber erst, wenn ich mich noch weiter verbessert habe. Denn ich möchteden Deutschen zeigen, dass ich das aus Russland habe.»