UEFA-Pokal UEFA-Pokal: Er kann zwar formen, aber nicht feiern

Stuttgart/dpa. - Mit dem Hamburger SV war Felix Magath einst Europapokalsieger und drei Mal deutscher Meister, jetzt darf er auch als Trainer des VfB Stuttgart von Titeln träumen. Von allen Seiten ertönen derzeit die Lobeshymnen auf den 49-Jährigen, der aus dem biederen schwäbischen Bundesligisten eine spielstarke und zukunftsträchtige Truppe gebastelt hat. «Das Lob ist etwas verfrüht. Ich habe immer gesagt, dass ich ähnliche Erfolge haben will, wie ich sie als Spieler hatte», meint Magath gewohnt gelassen. «Wir haben die erste Hälfte des Weges überraschend schnell zurückgelegt. Die zweite Hälfte wird viel schwieriger, und wir sind noch weit von dem entfernt, was ich auch selbst von mir verlange.»
Für DFB-Teamchef Rudi Völler hat Magath als Coach «den Durchbruch geschafft». Als der nach seiner ersten Saison beim VfB gerade noch den Klassenerhalt geschafft hatte, da schwor er sich, «nie wieder den Feuerwehrmann zu spielen». So wie einst beim HSV, in Bremen, Nürnberg und Frankfurt. Im zweiten Jahr führte der 43-malige Nationalspieler die Stuttgarter auf Rang acht und über den UI-Cup zurück auf die europäische Bühne. Jetzt steht er mit den «jungen Wilden» auf dem dritten Platz und sorgte im Verein für «eine Aufbruchstimmung», so der Arbeitgeberpräsident und neue Aufsichtsratsvorsitzende des Vereins, Dieter Hundt.
Auch seinen Ruf als «Quälix» ist Magath losgeworden - zumindest bis zum nächsten Trainingslager. Zur Zeit lässt er seine Profis sich bei den Spielen austoben, doch Andreas Hinkel erinnert sich zu gut an die Vorbereitung. «Magath trainiert sehr hart, härter als die anderen. Er geht bis ans Limit. Aber von dem, was wir uns antrainiert haben, leben wir nun in dieser Saison», urteilt der Abwehrspieler. So gesehen gilt das frühere Credo des VfB-Coaches noch immer: «Qualität kommt von quälen.»
Trotzdem hat sich Magath - und nicht nur sein Image - gewandelt. «Es geht nicht mit dem Kopf durch die Wand», räumt er ein. Der Teetrinker (am liebsten Pfefferminz) kann auch mal abwarten. «Was den Umgang mit Spielern angeht, bin ich ganz bestimmt gelassener geworden.» Und auch taktisch klüger: Dass er die Leistungsträger Krassimir Balakow, Zvonimir Soldo und Marcelo Bordon in seine Entscheidungen mit einbezieht, haben ihm die Spieler gedankt. Die Machtkämpfe, die noch zu Zeiten eines Winfried Schäfer oder Ralf Rangnick ausgefochten wurden, gibt es unter Magath nicht. Der frühere HSV-Regisseur hat die Hierarchien gestärkt - und damit seine Ruhe.
«Der Erfolg ist durch Felix Magath begründet», erklärt Spielmacher Balakow. «Schade, dass wir uns erst gegen Ende meiner Karriere begegnet sind. Ich hätte mir gewünscht, mit ihm fünf, sechs Jahre früher zu arbeiten.» Der Bulgare, selbst Inhaber des Trainerscheins, erkennt seit langem einmal wieder einen Coach als Lehrmeister an. Dabei muss Magath selbst noch etwas lernen: «Ich kann nicht feiern. Das ist meine Schwäche.» Immerhin ist er nach den jüngsten Erfolgen seiner Mannschaft in der Fankurve auch mal auf den Zaun geklettert, um sich hochleben zu lassen. Was der so souverän wirkende Trainer nach seinem ersten Titelgewinn in Stuttgart tun würde, liegt (noch) außerhalb jeder Vorstellungskraft der VfB-Fans und -Verantwortlichen.