Triathlon Triathlon: Al-Sultan dritter deutscher Hawaii-Sieger

Kona/Hawai/dpa. - Beim Ironman-Klassiker auf der Pazifikinsel triumphierte am Samstag(Ortszeit) nicht der hoch gehandelte Titelverteidiger Normann Stadleraus Mannheim, sondern der Vorjahresdritte mit dem exotischen Namen.Nach 8:14:17 Stunden hatte der 27 Jahre alte Sohn einer Deutschen undeines Irakers am Samstag (Ortszeit) die Höllentour über 3,8 KilometerSchwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen beisengender Hitze hinter sich gebracht. 110 000 Dollar waren der Lohnfür die Schinderei.
Al-Sultan sorgte für den dritten Hawaii-Sieg eines Deutschen nachThomas Hellriegel 1997 und Stadler 2004. Der Vorjahressieger warfnach zwei Reifenpannen in den Lavafeldern von Big Island enttäuschtdas Handtuch. Der in allen drei Teildisziplinen annähernd gleichstarkauftrumpfende Al-Sultan hatte im Ziel 5:19 Minuten Vorsprung auf denNeuseeländer Cameron Brown (8:19:36). Der dreimalige Hawaii-SiegerPeter Reid aus Kanada wurde Dritter (8:20:04), der nach einer Doping-Sperre rehabilitierte Belgier Rutger Beke Vierter (8:22:30). StephanVuckovic aus Reutlingen verblüffte bei seinem Hawaii-Debüt mit Rangzehn (8:29:35), womit er zugleich die Fahrkarte für 2006 löste.
Als Faris Al-Sultan völlig erschöpft die Zielgerade auf dem AliiDrive erreichte, verfolgte ihn niemand mehr, außer der nackten Angst.«Ich bin nur dreieinhalb Minuten vor Peter Reid auf die Laufstreckegegangen. Ich habe die ganze Zeit befürchtet, dass er mich einholt.»Erst auf den letzten Metern schaute sich Al-Sultan vorsichtig um. Alser begriff, was passierte, vollführte er Freudentänze. Irgendjemandreichte ihm einen schwarz-rot-goldenen Schal und eine Bayern-Fahne,die er in die Höhe reckte, als er mit der Brust das Zielband zerriss.
«Ich habe nicht mit dem Sieg gerechnet», sagte Al-Sultan, der sichseit Mitte September unter kalifornischer Sonne in San Diegovorbereitet hatte. «Ich weiß, dass ich die körperlichenVoraussetzungen dafür habe, aber die haben 20 andere auch.» Vor zweiJahren ging er erstmals auf Big Island an den Start und wurdeSiebter, im vorigen Jahr landete er als Dritter schon auf dem Podest.Seine Bilanz in diesem Jahr ist makellos - zwei Ironman-Starts, zweiSiege. Im April hatte er bereits in Arizona gewonnen. Nach einemschweren Rennunfall bei den deutschen Kurzstrecken-Meisterschaften inPotsdam im Juni musste er mehrere Wochen pausieren.
Al-Sultan hat orientalische Wurzeln, ist aber Bayer mit Leib undSeele. Im Wettkampf trägt er meist ein Stirnband in den blau-weißenLandesfarben. Obwohl er sich zum moslemischen Glauben bekennt, hat ereinen Werbevertrag mit einer Bierbrauerei und sagt von sich: «Ichbetrinke mich sogar.» Er ist auch sonst kein Freund von Askese, isstPizza, trinkt Cola und war bis vor kurzem vor allem darauf bedacht,sein Studium der Geschichte und Kultur des Nahen Orientsabzuschließen. Dafür wollte er sogar den Profisport aufgeben, aberdas war vor seinem grandiosen Sieg auf Hawaii.
Bei den Frauen gab es den erwarteten sechsten Sieg von NataschaBadmann. Obwohl die 38 Jahre alte Schweizerin mit fast elf MinutenRückstand auf die Marathon-Strecke ging, überholte sie die bei ihremHawaii-Debüt auftrumpfende Michellie Jones. Die Australierin, die beiOlympia in Sydney Silber gewonnen hatte, wurde in 9:11:51 Zweite undhatte im Ziel 2:21 Minuten Rückstand auf Badmann, die der Hawaii-Rekordhalterin Paula Newby-Fraser (8 Titel) dicht auf den Fersen ist.
Von den deutschen Frauen schaffte nach dem Doping-Eklat um dieBraunschweigerin Nina Kraft im Vorjahr diesmal nur eine den Sprung indie Top Ten. Die Heidelbergerin Katja Schumacher, die nach einerpositiven Dopingprobe beim Frankfurter Ironman im vergangenen Jahrfehlte, wurde Sechste (9:27:54).