Tischtennis Tischtennis: Viel Sympathie für Werner Schlager

Paris/dpa. - So viele Sympathien wie in Paris hat Werner Schlager noch nie genossen. Für die meisten der 12 000 begeisterten Zuschauer im Palais Omnisport war der 30-jährige Österreicher nicht nur neuer Tischtennis-Weltmeister geworden, er hatte auch das brisante Duell Europa - China für die alte Welt entschieden. «Diese Sichtweise missfällt mir sehr. Die Chinesen sind keine Feindbilder. Sie sind Spieler wie meine europäischen Kollegen und wir kennen uns alle gut», sagte der neue Champion, der in der Weltrangliste Timo Boll als neue Nummer eins ablöste.
Er ist in China ähnlich populär wie der vorzeitig gescheiterte deutsche Hoffnungsträger. «Jetzt werde ich noch populärer», meinte Schlager. Auf dem Weg zum Titel räumte der Angriffsspieler zwei der besten Chinesen und im Finale den südkoreanischen Außenseiter Joo Se Hyuk aus dem Weg. Das verschafft Respekt und Anerkennung, zumal Schlager bei der Sieger-Pressekonferenz locker-lässig und mit etwas Wiener Schmäh Bonuspunkte sammelte. «Das ist ein Geheimnis», antwortete er mit einem spitzbübischen Lächeln auf die Frage, warum zwei Österreicher unter den besten Acht standen.
Für viele deutsche Fans präsentierte sich der Profi aus Wiener Neustadt wie umgewandelt. Sein Ansehen ist nicht gerade hoch. Mit Rekordnationalspieler Jörg Roßkopf führte er eine Art Privatfehde und im Januar fiel Schlager beim Europa Top 12-Turnier in Saarbrücken nicht zum ersten Mal unangenehm auf, als er im Halbfinale gegen Boll seinen Schläger absichtlich beschädigte und disqualifiziert wurde. «Die Sache ist bereinigt, wir haben uns ausgesprochen. Ich freue mich über seinen Erfolg», sagte Roßkopf.
«Werner ist ein Pokerface. Für viele wirkt er arrogant, aber das ist Konzentration. Er kann in den wichtigsten Situationen die besten Bälle spielen», charakterisierte Karl Jindrak seinen Doppel-Partner. Seit 17 Jahren spielen sie zusammen und bilden ein Weltklasse-Duo. Im Einzel zählt Schlager seit seinem dritten Platz bei der WM 1999 zur absoluten Weltspitze, auch wenn der große Titel bisher fehlte. «Ich versuche immer ein gewisses Level zu halten und kann mich mit kleinen Dingen motivieren. Eine große Zielsetzung benötige ich nicht», lautet sein Erfolgsrezept.
Den möglichen Rummel um seine Person sieht Schlager gelassen. Der zweite Tischtennis-Weltmeister aus der Alpenrepublik hat keinen Manager und Medienberater. Aber einen Mann, der sich «um die werblichen Dinge» kümmern soll: «Ich hoffe, dass der jetzt mehr zu tun hat.»