1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Tischtennis: Tischtennis: Außenseiter Plüderhausen gibt den Ton an

Tischtennis Tischtennis: Außenseiter Plüderhausen gibt den Ton an

Von Egon Hirte 28.12.2008, 16:40

Hannover/dpa. - Auch ein überragender Timo Boll konnte die Pokal-Pleite des Titelverteidigers Borussia Düsseldorf nicht verhindern.Während die Rheinländer bereits im Halbfinale mit 2:3 an SV WerderBremen scheiterten, gab Außenseiter SV Plüderhausen beim Final Four-Turnier in Hannover unter dem Motto «Cup + Concert» überraschend denTon an. Das Plüderhausen-Trio mit Chu Yan Leung, Jacub Kosewski undAleksandar Karakasevic gewann das Endspiel gegen Bremen mit 3:1.Damit sorgte der Club aus der Nähe von Stuttgart, der zuvor denMitfavoriten TTC Frickenhausen/Würzburg 3:2 besiegt hatte, für diegrößte Überraschung im deutschen Tischtennis seit vielen Jahren.

«Das war einfach ein Traum, damit hatte ich niemals gerechnet»,sagte Plüderhausens Manager Gerrit Albrecht. Für den Mann, der seitJahrzehnten bei dem Club im Remstal die Fäden zieht, hätte derSamstag nicht besser verlaufen können. An seinem 64. Geburtstagschenkte ihm die Mannschaft des zweimaligen ETTU-Pokalsiegers völligunverhofft den ersten nationalen Titel. So unverhofft, dass Albrechtnicht einmal wusste, dass der deutsche Cupsieger einen Startplatz inder Champions League erhält, sofern er auch die Kriterien derEuropäischen Tischtennis-Union erfüllt.

«Natürlich hätten wir gerne den 50. Titel in der Vereinsgeschichtegeholt», sagte der enttäuschte Boll nach dem frühen Aus des Top-Favoriten. Er gewann seine beiden Einzel souverän ohne Satzverlust.Doch das reichte nicht gegen die taktisch gut aufgestellten Bremer.«Ich war ja in guter Form, aber die anderen beiden haben es leidernicht geschafft, einen Punkt zu holen.» Damit meinte der deutscheSuperstar seine Teamkollegen Dimitrij Ovtcharov und Christian Süß,mit denen er bei den Olympischen Spielen die Silbermedaille gewonnenhatte.

«Dimitrij und Christian haben seit Peking Probleme, ich weiß auchnicht genau, woran das liegt», sagte Boll. «Beide hatten die Hosevoll», formulierte es Düsseldorfs Manager Andreas Preuß drastisch.«Wir erleben in dieser Saison ja nicht zum ersten Mal eine großeDifferenz zwischen ihrer Weltranglisten-Position und dertatsächlichen Leistung.» Preuß, der die erste Niederlage seines Teamsauf nationaler Ebene in Bestbesetzung verdauen musste, ging mit Süßund Ovtcharov hart ins Gericht: «Sie müssen als Nationalspieler auchmal Verantwortung übernehmen. Die beiden können sich nicht immerhinter Timo verstecken.»

Bei aller Enttäuschung über das Abschneiden der eigenen Mannschaftstimmte Preuß bei der Bewertung der Veranstaltung, die mit einemKonzert der Pop-Band «Ich + Ich» und einem Showkampf von Boll gegenderen Sänger Adel Tawil ausklang, in den positiven Tenor ein. Rund4200 Fans in der TUI-Arena hatten trotz der heftig diskutiertenEintrittspreise das von der Firma contenthouse organisierte Eventangenommen. «Wir hatten hier fast so viele Zuschauer, wie in denletzten zehn Jahren bei Pokalendrunden zusammen», sagte Preuß. «Daswar ein Schritt in die richtige Richtung. Die Veranstaltung hatgezeigt, was möglich ist, wenn man Tischtennis professionellverkauft», ergänzte der Weltranglisten-Vierte Boll.