Thüringen Thüringen: Entdeckungen im Land der Residenzen
Halle/MZ. - "Neu entdeckt! Thüringen - Land der Residenzen" heißt ein Motto des Thüringer Kulturjahres unter dem Dachbegriff "Liaison 2004". Und dafür ist ganz Thüringen eine grandiose Kulisse. Denn die Herrscher der Staats-Winzlinge fielen nicht kriegerisch übereinander her, zerstörten nicht gegenseitig ihre Residenzstädte. Grafen, Herzöge und Fürsten versuchten einander eher mit stattlichen Schlössern zu imponieren. Und sie gründeten Bibliotheken, Universitäten, Theater, Orchester, schmückten sich mit großen Geistern wie Goethe oder Bach. Von dieser kulturellen Blüte blieb den Thüringern bis heute ein reiches Erbe.
Was ist überhaupt eine Residenz? Der ständige Wohnsitz des Regenten mitsamt Hofstaat und Verwaltung. Jagd- und Lustschlösser, Sommersitze usw. also gar nicht mitgerechnet, kommt Thüringen auf mehr als 30 Residenzen. Fast alle sind erhalten - in Jena wurde das Schloss 1905 zugunsten der 1558 gegründeten Universität abgerissen - und tragen mit Sonderausstellungen über die Residenzkultur zum Jahresthema bei. Zentrum des Residenz-Jahres ist die Musikstadt Sondershausen. Im größten Schlossbau Nordthüringens informiert bis 3. Oktober die 2. Thüringer Landesausstellung über 400 Jahre Blütezeit der Residenzstädte, über die Dynastien, das Leben und die Festkultur bei Hofe. Und natürlich sollen die Besucher auf den Spuren der Residenzen ausschwärmen ins Land. Drei Routen führen, alten Postkutschen-Strecken folgend, durch die einstigen Ländchen der Wettiner, Schwarzburger, Reußen und Henneberger. Diese Touren von Coburg nach Sondershausen, von Gera nach Sondershausen und von Altenburg nach Nordhausen kann man freilich nicht flott an einem Tag abhaken. Dazu haben sie es zu sehr in sich.
Schon ein paar der wichtigsten Namen machen das deutlich: Weimar natürlich, die 1 300-jährige Skatstadt Altenburg, Eisenach mit der Wartburg, der Burg aller Burgen, Meiningen, das einst die berühmteste Theatertruppe Europas besaß, das früher von den hessischen Landgrafen beherrschte Schmalkalden, Gotha mit dem riesigen Barockschloss Friedenstein und dem ältesten komplett erhaltenen Hoftheater der Welt, Rudolstadt mit Schloss Heidecksburg, Arnstadt, Jena oder Gera und schließlich Erfurt, als einstiger Außenposten der Erzbistums Mainz eine Ausnahme im Kleinstaat-Gewusel. Heute ist Erfurt mit der Krämerbrücke und dem einzigartigen Ensemble aus Mariendom und St. Severi einzige Residenz Thüringens: Das Statthalterpalais am Hirschgarten wurde zur Staatskanzlei des Ministerpräsidenten.