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Thomas Schaaf Thomas Schaaf: Der stille Meistermacher

Von Axel Meier 23.03.2004, 19:52

Bremen/Halle/MZ. - Der stille Meistermacher heißt Thomas Schaaf, 52 Jahre alt, seit 47 Jahren an der Weser, fast ebenso lange bei Werder, ab 1972 in der D-Jugend, später als Waden beißender Rechtsverteidiger bei den Profis und seit Mai 1999 als erster sportlicher Übungsleiter auf der Bank. "Einen Glücksfall" nennt Vorstandsvorsitzender Jürgen Ludger Born heute den Trainer. Vor fünf Jahren galt Schaaf als Interims-Lösung. Dann schaffte er mit den Bremern noch den Klassenerhalt und durfte bleiben.

Der Aufstieg von Werder unter Schaaf bis an die Spitze ist ein kleines grün-weißes Wunder. Der Trainer baute das Team fast vollständig um und musste langjährige Leistungsträger wie Dieter Eilts, Marco Bode, Claudio Pizarro, Frank Rost und Torsten Frings ersetzen. Schaaf, der als Musterschüler von Otto Rehhagel gilt, hat ein erstaunliches Gespür für Talente und konnte mit seiner stoisch norddeutschen Art der Mannschaft wieder Leben einhauchen.

Glaubwürdigkeit, Beharrlichkeit und Toleranz sind die Merkmale, die Schaaf am liebsten nennt, wenn er seinen Erfolgsweg skizzieren soll. "Er findet das Herz der Spieler", sagt der Leipziger Frank Rost, einst im Werder-Kasten und jetzt bei Schalke 04.

"Ich kann in der Kabine laut werden, aber einen cholerischen Anfall bekomme ich nicht", erklärt Schaaf, der sich wie ein Seelsorger um seine Spieler kümmert und aus so sensiblen Akteuren wie Fabian Ernst im defensiven Mittelfeld, Spielermacher Johan Micoud und Torjäger Ailton die entscheidenden Prozent mehr an Leistung heraus kitzelte. Bremen brach in den letzten Jahren nach starken Hinrunden regelmäßig ein. Diesmal warfen die Weißwurst-Attacken aus Bayern und die unseriösen Abwerbungsversuche aus Schalke (Manager Assauer köderte Ailton und Krstajic) Werder nicht aus der Bahn.

Familienvater Schaaf (verheiratet mit Krankenschwester Astrid, eine Tochter Valeska) brauchte kein Aufputschmittel für den Erfolg, analysiert eher nüchtern: "Bei uns ist eine Mannschaft entstanden, die ineinander spielt, sich gegenseitig unterstützt. Sie kann sich an dem begeistern, was sie täglich tut. Diese Einstellung hat uns weit nach vorn gebracht." Und der Coach nennt die wenigen Verletzungen: "Im letzten Frühjahr fehlten uns Krstajic, Micoud, Verlaat und Magnon. Diesmal keiner. Und wir sind wesentlich besser durch die Vorbereitung gekommen." Ob er etwas anders gemacht habe? "Ja, Entscheidendes. Wir haben im Trainingslager in der Türkei das Hotel gewechselt", sagt Schaaf, der Schelm mit Mutterwitz.