Tennis Tennis: Weniger Geld, mehr PR

Stuttgart/dpa. - Der Wahl-Münchner ist nach eigenen Angabenbereit, den Krisen gebeutelten Deutschen Tennis Bund (DTB) zuunterstützen. «Ich bin nach wie vor der größte Tennis-Fan und bereitmitzuhelfen», sagte Becker.
Mit Walter Knapper, dem Direktor der Hamburger Rothenbaum-Turniere, sowie dem Präsidium des finanziell angeschlagenen Verbandeslaufen derzeit Gespräche mit dem Ziel, die frühere Nummer eins als«Zugpferd» für die in ihrer Existenz gefährdeten Veranstaltungeinzubinden. «Wir sind da auf einem guten Weg», sagte Becker, der1999 als Daviscup-Teamchef zurückgetreten war.
Für den 34-Jährigen ist das Anspruchsdenken des DTB und seinerLandesverbände nach der «goldenen Ära» zu hoch. «Die Vergleiche zufrüher sind so enorm, da muss man zurückschrauben. Man hat immergeglaubt, Becker stirbt nie und das geht noch 50 Jahre so weiter»,kritisierte er. Die beiden derzeit besten deutschen Tennisprofis,Thomas Haas und Nicolas Kiefer, hätten es in der Außenwirkung schwer,so lange sie kein Grand-Slam-Turnier gewonnen haben.
Ebenso wie sein früherer Daviscup-Kollege Carl-Uwe Steebbemängelte Becker das wenig werbewirksame Abschotten vieler Spielerauf der ATP-Tour. «In der Formel 1 geht es teilweise um Leben undTod, aber die Fahrer sind bereit, noch eine halbe Stunde vorherInterviews zugeben.» Die Formel 1 habe die höchsten Einschaltquoten,obwohl die Rennen das Uninteressanteste seien, weil MichaelSchumacher eh gewinne. «Im Tennis langweilt das 6:3, 6:4 in 70Minuten mittlerweile die Zuschauer», erklärte er und verwies auf dieGepflogenheiten in den USA, wo die Journalisten teilweise in denUmkleidekabinen mit den Sport-Stars sprechen dürfen. Steeb forderte,dass hier auch die Manager der Spieler «komplett mitziehen müssen».
Der Ex-Profi und frühere Daviscup-Kapitän stellte sich auf dieSeite der Turnierveranstalter wie den Stuttgarter Bernd Nusch, diedie Antrittsgelder und Prämien aus Finanznöten reduziert haben. «DieSpieler sind in eine Zeit reingewachsen, wo die Preisgelder immergestiegen sind. Wenn wir jetzt zurückgehen, begreifen sie, dass siein einem Boot mit den Veranstaltern sitzen. Da muss man auf jedenFall umdenken.» Steeb räumte allerdings ein, dass ihn einst als Profidie Sorgen der Turniermacher auch nur bedingt interessiert hätten.
Die Zukunft des Tennisgeschäfts ist für den Schwaben eng mit demVerhalten der Asse verknüpft. Man müsse die Spieler wieder dazukriegen, auf dem Platz Emotionen zu zeigen. «Wenn sich heute zweiGegner nach dem Match die Hand geben, sieht man ihren Gesichternnicht an, wer gewonnen und wer verloren hat», erklärte er. Steebsprach sich auch dafür aus, im Fernsehen die Highlights einesTennistages vor allem in Zusammenfassungen zu zeigen. «Wer hat nochLust, fünf Stunden Tennis zu sehen, wenn das Match nicht sointeressant ist.»