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Tennis Tennis: Traumstart lässt Clijsters vor Freude weinen

Von Andreas Bellinger 07.09.2009, 14:44

New York/dpa. - Als die Achterbahnfahrt ins Viertelfinale derUS Open vorbei war, schlug Kim Clijsters die Hände vors Gesicht undheulte vor Freude und Erleichterung. «Ja wirklich, es war einkurioses Match», sagte die 26-Jährige. Ungläubig schüttelte sie denKopf, denn auch sie konnte die beiden ersten Sätze beim 6:0, 0:6,6:4-Erfolg gegen Venus Williams nicht erklären. «Wir haben beidenicht unser bestes Tennis gespielt» - mehr fiel auch ihr nicht ein.

Mit einem Traumstart hatte Kim Clijsters der am linken Knie dickbandagierten Amerikanerin schnell den Schneid abgekauft und war innur 28 Minuten mit 6:0 in Führung gegangen. Einseitig blieb das Matcham Sonntagabend (Ortszeit) in New York weiter - nur dass nun die US-Open-Siegerin von 2005 an die Wand gespielt wurde und in 22 Minutenmit 0:6 verlor. Es war das wohl verrückteste Match für beide. Soverrückt, dass Kim Clijsters wahrscheinlich aus dem Lachen nichtherauskommen wird, wenn sie ihrer Tochter Jada Ellie irgendwanneinmal von diesem Achtelfinale bei den US Open 2009 erzählen wird.

«Nach dem zweiten Satz habe ich mir gesagt: So, jetzt musst du umjeden einzelnen Ball kämpfen», erzählte die einstige Nummer eins derTennis-Welt. Und wie sie kämpfte. Nach 102 Minuten machte die jungeMutter den unerwarteten Erfolg perfekt. Mit einem harten Aufschlag,den die an Nummer drei gesetzte Venus Williams nicht zurückbringenkonnte. «Es ist unglaublich», strahlte Clijsters und dachte an ihregerade ein Jahr alte Tochter, die im Hotelzimmer auf sie wartete.

«Tennis ist eine wunderbare Sache. Aber ich bin froh, dass icheine Familie habe», sagte die Belgierin. Es scheint ihr zu gelingen,das Leben zwischen den Polen auszubalancieren. «Kim Clijsters hatsich sehr verändert», meinte sie und erinnerte an die Zeit vor ihremRücktritt mit nur 23 Jahren, den sie vier Monate nach dem Halbfinalebei den Australian Open 2007 wahr machte und nie bereute. «Damals warich ausgebrannt und zermürbt von den vielen Verletzungen. Der Tankwar leer.» Im Februar 2008 durften sich ihr Mann Bryan Lynch und sieüber die Geburt von Tochter Jada Ellie freuen.

An Tennis war danach nicht mehr zu denken. «Ich habe auch dieTurniere nicht mehr verfolgt. Wenn Jada wach war, habe ich mich umsie gekümmert. Und wenn sie eingeschlafen war, habe auch ichgeschlafen.» Überdies kümmerte sich Kim Clijsters um ihren schwererkrankten Vater, den früheren Fußballprofi Leo Clijsters, der imJanuar im Alter von 52 Jahren gestorben ist.

Danach trainierte sie acht Monate für ein Comeback auf der Tennis-Tour, das Kim Clijsters lieber «zweite Karriere» nennt. «Es hat sichso viel verändert, dass man nicht von einem Comeback sprechensollte.» Die letzten Zweifel beseitigte die zweifache Mutter SteffiGraf. «Sie hat mir sehr geholfen», sagte die Belgierin, die mit ihrenschnellen Beinen ein bisschen an die 22-malige Grand-Slam-Siegerinaus Brühl erinnert. «Aber die ersten Stunden auf dem Platz waren dieHölle.»

Für die offenbar nicht vollends fitte Venus Williams war siejedenfalls zu schnell. Die Hoffnung der Amerikanerin, trotz derBlessur gewinnen zu können, verpuffte, als ihre Kontrahentin nachsieben verlorenen Spielen im letzten Satz ausglich und sogleich dasBreak zum 2:1 schaffte. Danach ließ sich die mit einer Wildcardspielende Clijsters nicht mehr von der Siegerstraße abbringen.

Vom zweiten Titel nach 2005 will sie aber nichts hören. «Ich nehmees Schritt für Schritt.» Als Mutter einen Grand Slam zu gewinnen,haben ihr nur zwei vorgemacht: Margaret Court und Evonne Goolagong.Aber zunächst wartet die an 19 gesetzte Chinesin Na Li, bevor in derVorschlussrunde ein Duell mit Serena Williams lockt. «Na Li hat einestarke Vorhand; das wird ein anstrengendes Viertelfinale», sagte KimClijsters. Von vier Vergleichen hat sie drei gewonnen - nur denletzten in Miami kurz vor ihrem Rücktritt im Mai 2007 nicht.