1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Tennis: Tennis: Kiefer im dreht sich Teufelskreis

Tennis Tennis: Kiefer im dreht sich Teufelskreis

Von Andreas Bellinger 14.10.2002, 15:10
Nicolas Kiefer
Nicolas Kiefer EPA

Madrid/dpa. - Nicolas Kiefer steckt mitten drin im Teufelskreis eines erfolglosen Tennisprofis. Je weniger Punkte er für die Weltrangliste sammelt, um so stärker werden die Gegner - und folglich wird es immer schwerer, Punkte zu sammeln. In Madrid beim wichtigen Turnier der Masters-Serie musste der in der fortlaufenden Rangliste nur noch auf Platz 71 notierte Holzmindener erstmals sogar in die Qualifikation. Und scheiterte prompt bei dem Versuch, sich ins Feld der 64 weltbesten Tennisprofis zu spielen.

Dass die Bäume auch für ihn nicht in den Himmel wachsen, musste Rainer Schüttler erkennen. Am Montag unterlag der Bad Homburger dem Finnen Jarkko Nieminen trotz prima Beginns mit 6:1, 4:6, 6:7 (5:7). Einziger deutscher Tennisprofi bei der mit 2,95 Millionen Dollar dotierten Hallenveranstaltung, die bis zum vergangenen Jahr in Stuttgart beheimatet war, ist nun der topgesetzte Thomas Haas. Der Hamburger, der zum Auftakt ein Freilos hat, bekommt es in Runde zwei mit einem Franzosen zu tun: Julien Boutter oder Fabrice Santoro.

«Die Qualifikation ist so hart wie ein normales ATP-Turnier», sagte Kiefer in Madrid und hinterließ im Gespräch mit der dpa nicht den Eindruck, als sei auch sein Selbstbewusstsein am Boden. «Warum sollte ich?», meinte er auf die Frage, ob er sich in der Quali als Tennisspieler zweiter Klasse gefühlt habe. «Ich weiß doch, woran es liegt: Ein halbes Jahr konnte ich nicht spielen. Wichtig ist jetzt, dass ich gesund bin und Matches gewinne.»

Gesund und fit ist er seit Mitte des Jahres endlich wieder. Gegen US-Routinier Jan-Michael Gambill musste sich der Daviscup-Spieler im «Quali-Finale» freilich mit 2:6, 6:7 (3:7) beugen. Das achte der neun Top-Turniere neben den vier Grand Slams wurde für ihn zum Tiefpunkt. Zwar hatte er nur in Indian Wells und in Cincinnati die erste Runde überstanden, aber er war wenigstens direkt bei den Besten dabei.

«Ich weiß, dass ich mithalten kann», spricht sich der sechsfache Titelgewinner selbst Mut zu. Wichtig sei jetzt, dass er aus dem «elenden Kreislauf» raus komme. Angefangen hatte alles vor gut eineinhalb Jahren mit dem Bruch des rechten Handgelenks. Es dauerte Monate, bis die Verletzung auskuriert war. Doch die Talfahrt, die durch die erzwungene Tatenlosigkeit eingeleitet wurde, setzte sich fort. Seit Hongkong im Herbst 1999 hat er kein Turnier mehr gewonnen.

Als er Ende Februar in Dubai Wimbledon-Sieger Goran Ivanisevic in der ersten Runde ausschaltete, schien der Bann nach 139 sieglosen Tagen gebrochen. Doch das nächste Spiel ging wieder verloren. Es folgten fünf Erstrunden-Pleiten bei sieben Anläufen. Auch bei den Grand Slams war der erste Auftritt meist der Letzte - bis auf Wimbledon, wo Mark Philippoussis in Runde drei unüberwindbar blieb.

Dass noch nicht aller Tage Abend ist, bewies der Sportmanagement- Fernstudent in Halle. Erst im Finale musste er sich Jewgeni Kafelnikow beugen. Auf ein ähnliches Erfolgserlebnis hofft er zum Ende der Saison. «Ich spiele noch in St. Petersburg und in Paris.» Unter dem Grasdach in Paris-Bercy muss der 25-Jährige wieder in die Qualifikation. Die mehr oder minder verkorkste Saison hinterlässt Spuren. «Aber», sagt Kiefer, «meine besten Jahre kommen erst noch.»