Tennis Tennis: Fedcup-Sieg soll Damentennis beflügeln

Dresden/dpa - Für Bundestrainer Markus Schur war es der größteErfolg seit dem Fedcup-Sieg 1992, DTB-Präsident Georg von Waldenfelssah den Dresdner Auftritt als Startsignal für den Aufschwung imdeutschen Damentennis. Ob der überraschende 3:2-Sieg gegen Russlandund der Einzug ins Fedcup-Viertelfinale am 20./21. Juli gegen Spanienfür die Nachfolgerinnen von Steffi Graf und Anke Huber tatsächlichder entscheidende Break nach dürren Jahren war, müssen dieSpielerinnen um die überragende Barbara Rittner nun als Einzelkämpferbei den Turnieren in Hamburg und Berlin nachweisen.
«Es war ein sensationeller Sieg gegen die beste Mannschaft, gegendie wir unter meiner Regie gespielt haben», sagte Schur nach derdramatischen Auseinandersetzung, die in einem verlorenemDrei-Stunden-Match von Martina Müller und dem entscheidendenDoppel-Erfolg von Barbara Rittner und Marlene Weingärtner gipfelte.«Mit sieben Spielerinnen unter den Top 100 der Welt sind wirwesentlich besser als unser Ruf. Was uns fehlt, ist eine absoluteSpitzenspielerin.»
Wie eine solche präsentierte sich in Dresden Barbara Rittner. Dieerfahrenste deutsche Spielerin wuchs kurz nach ihrem 29. Geburtstagin der Rolle als neue Leitfigur über sich hinaus. «Das war mitAbstand der beste Fedcup, den ich je gespielt habe. Ich habe dreiPunkte gemacht und gegen zwei Spielerinnen gewonnen, die dort stehen,wo ich hin will», erklärte die Doppel-Spezialistin nach ihremgrandiosen Auftritt. Mit Anastasia Myskina zwang sie die Nummer 29der Welt durch einen Dreisatz-Sieg in die Knie. Beim 6:3, 6:1 gegendie Weltranglisten-15. und Olympia-Zweite Jelena Dementjewa hatte sienoch leichteres Spiel.
Zurück in die Top 30, wo sie als Nummer 24 der Welt im Februar1993 schon einmal war, will Barbara Rittner mit Nick Marschand. Seitzwei Monaten arbeitet sie mit dem früheren Trainer vonWimbledonsieger und Daviscup-Kapitän Michael Stich zusammen. Wie gutihr diese Zusammenarbeit tut, ist nicht zu übersehen. «Andere Frauenin dem Alter haben schon drei Kinder und laufen nicht mehr auf demTennisplatz rum. Aber Barbara ist nicht mehr auf der Tour, weil sienichts besseres zu tun hat. Sie hat wirklich Lust auf Tennis und einegroße Chance auf mehr Erfolge, wenn sie ihr Herz in beide Händenimmt», sagt Schur.
13 Jahre als Profi hat die Juniorinnen-Wimbledonsiegerin von 1991mit mäßigem Erfolg absolviert. Zwischen ihrem ersten WTA-Turniersieg1992 und dem zweiten vor einem Jahr in Antwerpen lagen acht Jahre undneun Monate. Nun will es Barbara Rittner noch einmal wissen. Indieser Woche spielt sie in Hamburg mit der Wildcard, die für AnnaKurnikowa reserviert war. Und ans Aufhören verschwendet die Frau, derMarlene Weingärtner bescheinigt, noch immer «sehr jugendlich zusein», keinen Gedanken. «Im Moment bin ich topfit. Wenn ich gesundbleibe, will ich so lange wie möglich dabei bleiben. Denn was werdeich nochmal so gut können wie Tennis spielen?»