1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Telekommunikation: Telekommunikation: Die Handy-Ortung wird zur Massendienstleistung

Telekommunikation Telekommunikation: Die Handy-Ortung wird zur Massendienstleistung

Von Dirk Averesch 09.06.2006, 06:51

Bonn/Gelsenkirchen/dpa. - Handy-Nutzer sind nicht nur ständigerreichbar, sie können auch überall geortet werden, wenn ihr Geräteingeschaltet ist. Daraus ergeben sich viele neue Möglichkeiten:Nutzer abonnieren Suchfunktionen für Freunde oder ihre Kinder, lassensich Hinweise auf Shops oder Gourmettempel in der Nähe aufs Handyschicken oder überwachen als Unternehmer ihren Fuhrpark samtAußendienstlern am Rechner. Kritisch wird das so genannte Trackingdann, wenn Menschen ohne ihr Wissen oder ohne ihre Zustimmung geortetwerden. Das ist zwar technisch möglich, aber illegal.

Denn die datenschutzrechtlich zwingende Voraussetzung für dieÜbermittlung und Nutzung von Standortdaten ist die Einwilligung derBetroffenen, heißt es beim Bundesbeauftragten für den Datenschutz inBonn. Standortdaten werden vor allem für so genannte Location BasedServices (LBS) benötigt. Das sind Dienstleistungen, die mit demjeweiligen Aufenthaltsort des Handynutzers zusammenhängen.

Das Unternehmen Mobiloco aus Hamburg bietet beispielsweise mit demAngebot Buddy Alert die Ortung von ebenfalls für den Dienstfreigeschalteten Freunden in der Umgebung an. Allerdings beschränktsich die Peilung auf die Angabe der Entfernung des Gesuchten vomeigenen Standort. Mit einem Angebot namens Date Maker sollen noch indiesem Jahr auch Flirtwillige ausgemacht werden können.

Laut Telekommunikationsgesetz (TKG) muss der Nutzer seineEinwilligung jederzeit widerrufen oder die Ortung «auf einfache Weiseund unentgeltlich zeitweise» untersagen können. Nur im Notfall oderauf richterlichen Beschluss hin darf jedes Handy auch sofort über diePolizei geortet werden.

Die Genauigkeit der so genannten GSM-Ortung gibt der DienstleisterjackMobile aus Gelsenkirchen im städtischen Bereich mit rund 250Metern an. «Die Eltern können auch Referenzpunkte wie die Schuleangeben, dann steigt die Genauigkeit auf rund 100 Meter», erklärtDirk Teubner, Geschäftsführer Vertrieb bei track your kid. DieAbfrage des Aufenthaltsortes funktioniert per SMS oder per Internetam PC, wo der ungefähre Standpunkt auf einer Karte angezeigt wird.

Zwar ist der Service für Eltern gedacht, die wissen wollen, wosich ihre Sprösslinge aufhalten. Theoretisch könnte aber auch jemandein Handy freischalten und es beispielsweise seinem Partner zurÜberwachung «unterschieben». Damit macht er sich aber strafbar: LautTelekommunikationsgesetz (TKG) muss der Teilnehmer auch Mitbenutzerdes Mobiltelefons von seiner Einwilligung in die Weitergabe vonStandortdaten unterrichten. «Bei Missbrauch unterstützen wir dierechtliche Verfolgung», sagt Teubner.

Missbrauch praktisch ausschließen kann nach eigenen Angabenbeispielsweise der Anbieter Teydo aus den Niederlanden. Bei seinemDienst Fleet Online wird der Betroffene per SMS informiert, dass ergeortet werden soll und muss wiederum per SMS sein Einverständnisgeben, bevor die Peilung erfolgt.

Da die Mobilfunkzellen auf dem Land in der Regel größer sind alsin der Stadt, kann die Ortungsgenauigkeit dort leicht in denKilometerbereich absinken. «Die GSM-Ortung darf nicht mit der genauenGPS-Ortung per Satellit verwechselt werden», sagt Klaus Brandensteinvom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) inBerlin. Die Versicherungswirtschaft betreibt die an eine GSM-Ortunggekoppelte Handy-Notrufnummer 0800 NOTFON D (0800 668366 3) fürAutofahrer.

Nachdem der Anrufer der Notrufnummer sein Einverständnis gegebenhat, wird der Standort des Anrufenden ermittelt und bei Bedarf anLeitstellen weitergegeben. «Die Position des Anrufers ermitteln wirin einem Annäherungsverfahren, bei dem das Ortungsergebnis mitStraßenkarten verknüpft wird», erklärt Brandenstein. Schließlichkönnen nach Zahlen des GDV rund 30 Prozent aller Handy-Anrufer inNotfallsituationen ihren Standort nicht präzise angeben.

Die Netzbetreiber selbst bieten bisher in der Regel nurOrtungs-Dienstleistungen für Unternehmen und ihre Fahrzeugflotten anoder setzen die GSM-Ortung zum Auffinden verlorener Handys ein.Ansonsten liefern sie als Dienstleister den verschiedenen Anbieterndie Ortungsergebnisse aus ihren Mobilfunkzellen.