1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Tatort: Um jeden Preis

Tatort: Um jeden Preis

Von Britta Gürke 17.10.2009, 22:15

München/dpa. - Wie weit darf man gehen, um die Welt zu verbessern? Wann ist man mutig und wann nur noch skrupellos? Und wo endet Freundschaft? Tiefgehende Fragen wirft der neue Münchner «Tatort» auf - und versucht sich zum Glück nicht an einfachen Antworten.

Bei aller Ernsthaftigkeit allerdings kriegen sich die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) auf der Verbrecherjagd auch gewohnt unterhaltsam in die Haare. «Um jeden Preis» ist der 53. Fall, den das Münchner Duo gemeinsam anpackt. Der 79. «Tatort» des Bayerischen Fernsehens läuft am Sonntag (20.15 Uhr) im Ersten.

Im Mittelpunkt der Geschichte im winterlichen München steht Gewerkschaftsfunktionär Leo Greedinger, gespielt von Thomas Sarbacher. Als junger Mann begann er seine Karriere als Idealist, er wollte eine bessere Welt. Jetzt will er vor allem den Gewerkschaftsvorsitz und kämpft dafür auch schon mal mit Bestechung und kriminellen Methoden. Als sich ein Journalist (Nikolas Benda), der Greedingers Machenschaften beobachtet hatte, erhängt, stellt sich die Frage nach Greedingers Rolle bei dem Selbstmord.

Als wären die moralischen Fragen, die sich hinter alledem verbergen, nicht schon schwierig genug, gibt es weitere Komplikationen: Leo Greedinger ist ein Jugendfreund von Kommissar Batic. Der Fall stellt Batic deshalb auf eine harte Probe. Bei dem Versuch, seinem Freund zu helfen, bewegt sich der Polizist an der Grenze zu dem, was er in seinem Job darf.

«Das spannende an den Figuren zwischen den Stühlen ist ja, sie können sich immer entscheiden», sagt Drehbuchautor Christian Jeltsch. «Ob Gewerkschafter oder Politiker oder wir selber. Wir haben immer die Wahl, ob wir uns moralisch verhalten, oder um der Macht oder des Vorteils Willen unseren Begriff der Moral dehnen.»

Die Idee zu der Geschichte lieferten Jeltsch zwei Beobachtungen. «Da war einmal das ständige Lamentieren von uns Bürgern über die Politiker da oben, die doch nur machen, was sie wollen. Das erschien mir schon lange als viel zu einfach. Und dann bekam ich einmal Aufsätze in die Hände von jungen Politikern, die später zu Amt und Würden und Macht kamen. In ihren früheren Schriften hatten sie sympathisch idealistische Ziele formuliert, die sie in der Verantwortung später nicht einmal mehr erwähnten.» Über die Gewerkschaftsstrukturen habe er sich bei Funktionären und Betriebsräten informiert.

Zu den Konflikten Idealismus-Moral und Freundschaft-Wahrheit gesellt sich noch ein dritter, ein waschechter Vater-Sohn-Konflikt. Leo Greedingers Vater ist nämlich selber Gewerkschafter, allerdings von der alten Schule. Statt Lackschuhe wie sein Sohn trägt er eine Schiebermütze. Die beiden sind im ständigen Streit. Doch als der Vater herausfindet, dass sein Sohn etwas mit dem Selbstmord des Journalisten zu tun haben könnte, versucht er doch, dessen Haut zu retten. Erweist sich der Sohn als würdig? In einem Finale voller Wechsel wird das nie eindeutig beantwortet. Am Ende scheint eigentlich niemand Recht zu haben.

Damit die Geschichte nicht zu bedrückend wird, schaut in «Um jeden Preis» ein italienischer Kommissar auf Austausch im Büro Batic/Leitmayr vorbei. Luca Panini, gespielt von Leonardo Nigro, kommt ziemlich stereotyp daher. Trotzdem ist es lustig, wenn mitten in den Mordermittlungen seine Mama anruft. Und auch die Herren Kommissare selber bleiben trotz Stress meistens locker. «Kein regelmäßiger Sport, korrekt?», fragt der Arzt, der die beiden über ein Laufband hetzt und ihre Kondition bemängelt. Leitmayr lacht, als Batic kontert: «Doch, wir gucken jeden Samstag.»