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Swinemünde Swinemünde: Eine nostalgische Strandschönheit

14.05.2002, 08:50
Blick auf Badegäste am Starnd an der Ostsee in Swinemünde (heute Swinoujscie, Polen) (Foto: dpa)
Blick auf Badegäste am Starnd an der Ostsee in Swinemünde (heute Swinoujscie, Polen) (Foto: dpa) Polnisches Fremdenverkehrsamt

Swinemünde/dpa. - Während das nur wenige Minuten dauernde Schauspiel an Bord bei den Touristen für ungläubiges Staunen sorgt, haben die Zollbeamten nach der Ankunft im Hafen von Swinemünde nur müde Blicke übrig für die breit- und steifbeinig von Bord wankenden Männer. Und auch die mit Maschinenpistolen bewaffneten Soldaten, die am Hafenbecken Wache schieben, zeigen wenig Interesse. Gelangweilt blicken sie Schmugglernund Touristen nach, die vom wenig einladenden Hafen weiter laufen in Richtung Stadtzentrum.

Swinemünde - auf polnisch Swinoujscie - ist das älteste Seebad Usedoms. Bereits 1824 genossen hier die ersten Gäste ihre Sommerfrische. Neben Kurhaus und Strandpromenade wurden damals gleich drei Badeanstalten gebaut: eine für Damen, eine für Herren und eine für Familien. Seine Glanzzeit erlebte der Ort um 1900 herum. Damalsgalt er als eines der bevorzugten Ziele von Malern, Schauspielern und Komponisten.

Im Zweiten Weltkrieg wurde mehr als die Hälfte der Stadt beiLuftangriffen der Alliierten zerstört, später hinterließen die Jahrzehnte kommunistischer Herrschaft heruntergekommene Fassaden und verfallene Mauern. Und anders als in den Badeorten im deutschen Teil Usedoms fehlen bislang weitgehend finanzkräftige Investoren, um den einst prächtigen Kaiserzeitvillen und der Strandpromenade ihrenfrüheren Glanz wiederzuverleihen.

Dennoch besuchen Tag für Tag zahlreiche Touristen aus Deutschland die 45 000-Einwohner-Stadt - sie kommen entweder mit dem Schiff oder zu Fuß über den Grenzübergang Ahlbeck. Für Autos ist der Übergang gesperrt. Auf deutscher Seite gibt es deshalb einen Parkplatz, der trotz seines beträchtlichen Ausmaßes häufig überfüllt ist. Bereits wenige hundert Meter hinter den Grenzposten wird auf demso genannten Polenmarkt gehandelt und gefeilscht - gezahlt werden kann in Euro.

Vorbei an gesichtslosen Gebäuden führt der Weg zum Strand durch den weitläufigen Kurpark. Je näher man ansWasser kommt, desto größer und prächtiger werden die Häuser. In vielen der alten Villen sind inzwischen Ferienpensionen untergebracht. Dazwischen spenden große, alte Bäume Schatten. Trotz vieler Veränderungen ist noch immer die Handschrift des Gartenbaumeisters Peter Joseph Lenné zu erkennen, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Parkanlagen für das Seebad entworfenhat.

Im Vergleich zum deutschen Teil der Insel ist die touristische Entwicklung bisher allerdings noch nicht all zu weit fortgeschritten. Die breite Strandpromenade strahlt nach wie vor eine Spur von Plattenbau-Atmosphäre aus. An kleinen Buden werden Süßigkeiten und Würstchen verkauft, Familien rasten in Biergarten-ähnlichen Imbissstationen, die grell mit knallgelben Plastikwimpeln geschmücktsind. Zu dröhnenden Discoklängen aus dem Ghettoblaster führt eine Gruppe Jugendlicher davor Breakdance-Kunststücke auf - Besucher aus dem Westen fühlen sich wie auf einer Art Zeitreise zurück in die achtziger Jahre.

Unmittelbar hinter den Buden beginnt mit breiten Dünen der Strand. Weit und weiß zieht er sich kilometerlang von der Hafeneinfahrt bis zur deutschen Grenze. Im Prinzip könnte man auch ganz einfach direkt am Ufer entlang zurück nach Deutschland wandern. Bis 1990 riegelte entlang der Grenzlinie ein dreifacher Zaun Polen von Deutschland ab -heute ist so gut wie nichts mehr davon zu sehen. Lediglich ein paar Pfosten markieren noch die Grenze.