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Stadien Stadien: Neubau des Fußball-Tempels «Wembley» beginnt

26.09.2002, 13:18
Eine neue Arena soll das geschichtsträchtige Wembley-Stadion beerben, in dem auch der deutsche Fußball Freud und Leid erfuhr. 1966 die umstrittene WM-Finalniederlage, doch holte sich die DFB-Auswahl 30 Jahre später an gleicher Stätte den Europameistertitel. (Foto: dpa)
Eine neue Arena soll das geschichtsträchtige Wembley-Stadion beerben, in dem auch der deutsche Fußball Freud und Leid erfuhr. 1966 die umstrittene WM-Finalniederlage, doch holte sich die DFB-Auswahl 30 Jahre später an gleicher Stätte den Europameistertitel. (Foto: dpa) PA/epa

London/dpa. - Ob die Farce um den Fußball-Tempel in Wembley, der mit dem WM-Endspiel von 1966 zwischen England und Deutschland (4:2) und demberühmten dritten Tor durch Geoff Hurst in der Sportgeschichte beiderLänder verwurzelt ist, ein Ende gefunden hat, wird in England alsvöllig offen betrachtet. Vor sechs Jahren war Wembley von derbritischen Regierung offiziell zum Nationalstadion erklärt worden undhatte damit die Konkurrenz aus Birmingham und Coventry geschlagen.

Doch damit begann erst das Theater. Weil die Baupläne einenAbbruch der Zwillingstürme, dem Wahrzeichen Wembleys, vorsahen,entstand ein Aufschrei der Entrüstung. Erst recht, als der damaligeSportminister Chris Smith den Denkmalschutz für sie aufhob. DieZwillingstürme sollen nun durch einen «Triumphbogen» ersetzt werden.

Massive Kritik kam später auf, als die FA - mittlerweileEigentümer des Stadions - die Pläne für eine Leichtathletik-Laufbahnfallen ließ. Damit würden Großbritanniens Chancen bei einerKandidatur für die Olympischen Sommerspiele vermindert, kritisiertenAbgeordnete aller Parteien und das britische Nationale OlympischeKomitee. Bereits im Oktober 2001 musste London die Austragung derLeichtathletik-WM 2005 zurückgeben, weil die Regierung einen dafürnotwendigen Stadionbau nicht finanzieren wollte. Auf Druck derRegierung ist in den Bauplänen nun vorgesehen, dass eine mobileLeichtathletik-Anlage installiert werden kann.

Nach den Plänen in London sollen die Bauarbeiten im April 2006beendet sein. Wegen der bisherigen Verzögerungen wird dieser Terminin England aber bezweifelt. Zudem ist damit zu rechnen, dass dieBaukosten noch ansteigen werden. Fast alle englischen Medien wiesenin den letzten Tagen daraufhin, dass das neue Wembley-Stadion schonjetzt so teuer ist wie der Millennium-Dom, der Milliarden teure Flopder britischen Labourregierung im Londoner Stadtteil Greenwich.

Kritiker führten an, dass selbst in Großbritannien andernortsmoderne Sportarenen billiger entstanden: Das 75 000 Zuschauerfassende Millennium-Stadion in Cardiff zum Beispiel, wo die letztenbeiden Endspiele im FA-Cup stattfanden, kostete nur 190 MillionenPfund (304 Millionen Euro). Auch die Kosten für das neue, 65 000Zuschauer fassende Stadion von Arsenal London ist nur mit 300Millionen Pfund veranschlagt.

Die Schwindel erregenden Kosten für den Bau des neuen Wembley-Stadions setzten sich wie folgt zusammen: 352 Millionen Pfund reineBaukosten, 120 Millionen Pfund für Landkauf, 50 Millionen Pfund fürInfrastruktur-Maßnahmen, 23 Millionen Pfund für den Abbruch der altenArena, 40 Millionen Pfund für Entwicklungs- und 80 Millionen Pfundfür die Finanzierungskosten sowie 85 Millionen Pfund an Gebühren fürAnwälte und Bankiers. Allein für den letzten Betrag könnten sichviele englische Zweitligisten zwei Stadien bauen.