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Stabbing Westward Stabbing Westward: Wenn das Licht bricht hinter dunklen Tagen

Von Steffen Könau 05.07.2001, 10:14

Halle/MZ. - So haben die beiden Jugendfreunde auch ihraktuelles Album genannt - weil es, so meintSänger Christopher Hall, eine Art Debüt sei:Zum ersten Mal sei er selbst richtig zufriedenmit einer CD, zum ersten Mal redete der Bandkein Manager in die Arbeit hinein.

Entsprechend klingt "Stabbing Westward" auch.Dunkler noch als der Vorgänger "Darkest Days",gleichzeitig aber sehr viel optimistischerund leichter zugänglich, reiht das insgesamtfünfte Album der Düsterrocker elegische Hymnenund brachiale Kracher aneinander. ChristopherHall singt wie um sein Leben, gewaltige Melodienund zwischen experimentell und poppig wechselndeRhythmen lassen Songs wie "So Far Away" oder"Happy" vielschichtig und ungewöhnlich klingen.

Umso überraschender ist das, als StabbingWestward noch vor zwei Jahren so gut wie aufgelöstwaren. Die damalige Plattenfirma der fünfChicagoer hatte den Erfolg der beiden Alben"Wither, Blister, Burn + Peel" und "DarkestDays", die Hall und Co. zumindest in den USAin die Independent-Hitparaden katapultierten,möglichst schnell multiplizieren wollen.

Immerhin tourten die fünf Musiker auf demHöhepunkt ihres Erfolges mit Therapy, DepecheMode und Primal Scream, beim Reading-Festivalwurden sie gar von 140000 Fans frenetischgefeiert und eines Tages verirrte sich garClaudia Schiffer in die Garderobe der Rockerund outete sich - geschockt ob der Tatsache,die Helden nackt angetroffen zu haben - alsgroßer Fan.

Mehr davon und schneller, hieß das Motto.Die Band aber mochte von ihren kreativen Vorstellungennicht abgehen. Im Streit schied man voneinander,kurz bevor Stabbing Westward mit Star-ProduzentBob Rock in Studio gehen wollten, um den Nachfolgerder "Dunkelsten Tage" aufzunehmen.

Ein Tiefschlag, von dem sich das Quintettlange nicht erholen konnte. Ohne Firma fehltedas Geld für eine neue Produktion, ohne neueSongs aber schien es unmöglich, eine neueFirma zu finden.

Trotzdem entschlossen sie sich, weiter zumachen. "Wir haben es einmal geschafft, alsokönnen wir es auch ein zweites Mal schaffen",meinte Christopher Hall damals. Zumal dieArt Musik, die Stabbing Westward machen, imAugenblick gerade einen wahren Boom erlebt.Egal ob Schock-Rocker Marilyn Manson oderGodsmack, Nine Inch Nails oder Tool - je dunklerdie Atmosphäre, desto lichter die Aussichtenauf Hitparadenerfolg.

Im Unterschied zu manch anderer Band aberschielen die Kultstars aus Chicago immer nochnicht auf die schnelle Mark. Dem Härter-schneller-böser-Wettrennen,das junge Gruppen wie Incubus oder Outkastbetreiben, mögen sich die Finster-Veteranenlängst nicht mehr anschließen. Lieber unterminierensie Pop-Klischees, kleiden ihre depressivenund melancholischen Texte in schwarz schimmerndeHymnen aus beschwörenden Akkordfolgen undgelegentlich aufblitzenden Gitarreneffekten.Das greift ans Herz und lässt nicht mehr los:Songs, die vom Gewicht der Welt handeln unddavon, dass es manchmal viel Geduld braucht,es tragen zu lernen.