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Sportlerwahl Sportlerwahl: Federer auf rotem Teppich statt rotem Sand

Von Andreas Bellinger 23.05.2006, 14:59

Barcelona/dpa. - Roger Federer war eigentlich nur auf derDurchreise. Zwischen zwei Trainingseinheiten in Paris hatte sich derweltbeste Tennisprofi Zeit genommen und war vom roten Sand in RolandGarros auf den roten Teppich nach Barcelona gekommen. Wie im Vorjahrbekam der Schweizer als Weltsportler des Jahres den «Laureus Award»und kletterte damit auf eine Stufe mit den zweimaligen SiegernMichael Schumacher und Tiger Woods.

Professionell und freundlich wie immer erledigte der dreimaligeWimbledonsieger sein Pensum in der Olympia-Stadt von 1992. «Es waretwas anderes als im vorigen Jahr. Ich bin total relaxt und habeeinen schönen Abend verlebt», meinte er im Gespräch mit der dpa. Dochweder bei der gut zweistündigen Show, die am Mittwoch bei n-tv (19.30Uhr) im Fernsehen ausgestrahlt wird, noch bei der Party danach verlorder Tennis-Gigant sein größtes Ziel aus den Augen. «Ich will dieFrench Open gewinnen», sagte er, und deshalb ging es am Dienstagschon früh zurück auf den Trainingsplatz nach Paris.

Die am Sonntag startenden French Open sind das Turnier, das demWeltranglisten-Ersten in seiner Sammlung noch fehlt. Ein Malus, dener mit Rekord-Grand-Slam-Sieger Pete Sampras gemein hat. Noch, dennder 24-Jährige strahlt eine Zuversicht aus, die Zweifel an einemTriumph eigentlich ausschließen. «Es gibt zwei Topfavoriten: RafaelNadal und mich», so Federer mit der Laureus-Statue im Arm.

Boris Becker, einer der 42 Weltklassesportler von einst aus derLaureus-Akademie, überreichte den Preis seinem Nachfolger auf dem«heiligen Rasen». Der Wahl-Schweizer traut seinem «Landsmann» gar denGrand Slam zu. Dafür müsste Federer auch seinen großen Widersacheraus Spanien schlagen, der in Barcelona gleichfalls dekoriert wurde.French-Open-Sieger Nadal, der allein dieses Jahr drei Finals gegenFederer gewonnen hat, wurde als Newcomer des Jahres ausgezeichnet.Die Sieger-Statue überreichte dem Mallorquiner König Juan Carlos I.Dem Monarchen war jedes Protokoll egal: Er umarmte den 19-Jährigenwie schon bei dessen ersten Grand-Slam-Sieg.

Dass Tennis die siebte Auflage des von DaimlerChrysler undRichemont ausgelobten «Laureus Award» nicht vollends dominierte, lagan Martina Hingis. Die Schweizerin wurde für ihr Comeback nach dreiJahren Abstinenz belohnt, blieb dem Fest nach ihrem Turniersieg inRom aber fern. So war Kroatiens Skistar Janica Kostelic, die in Turinihr viertes Olympia-Gold holte, einzige Frau unter den Geehrten.

Den größten Jubel bekam neben Nadal die niederländische Fußball-Ikone Johan Cruyff. Die Laureus-Akademie, in der aus Deutschlandaußer Becker noch Franz Beckenbauer und Katarina Witt vertreten sind,zeichnete den Vizeweltmeister von 1974 und Ex-Trainer des FCBarcelona für sein Lebenswerk aus. Die Laudatio hielten FIFA-ChefJoseph Blatter und Weltmeister Bobby Charlton.

Ohne deutschen Sieger wie zuletzt vor drei Jahren ging dieZeremonie nicht zu Ende. Jürgen Griesbeck, der weltweit 130 000Kinder im Sinne des Fair Play zusammengeführt hat, wurde für seineStraßenfußball-Initiative geehrt. Triebfeder des Berliners war derMord an seinem kolumbianischen Freund Andres Escobar, der sterbenmusste, weil er bei der Fußball WM 1994 in den USA ein Eigentorgeschossen hatte. «Hoffentlich nehmen die Menschen den Friedenirgendwann so ernst wie ein Fußballspiel», rief er dem Publikum ausSport, Politik, Wirtschaft und Kultur drei Wochen vor Beginn derFußball-Weltmeisterschaft in seiner Heimat zu.