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Sportgeschichte Sportgeschichte: Ski-Rebell hat Trauma von Olympia überwunden

17.11.2003, 13:59
Karl Schranz nach Beendigung des Herren-Abfahrtslaufs bei den Olympischen Winterspielen in Grenoble im Februar 1968. Am Dienstag (18. 11. 2003) feiert Österreichs Ski-Legende seinen 65. Geburtstag. Drei Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele von Sapporo 1972, wurde Schranz wegen Verstoßes gegen die Amateurbestimmungen disqualifiziert. Der «Löwe vom Arlberg» dominierte zwischen 1957 und 1972 als dreifacher Weltmeister die Ski-Weltspitze. Er hatte sich gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee für Rechte und Verdienstmöglichkeiten der Athleten eingesetzt. (Foto: dpa)
Karl Schranz nach Beendigung des Herren-Abfahrtslaufs bei den Olympischen Winterspielen in Grenoble im Februar 1968. Am Dienstag (18. 11. 2003) feiert Österreichs Ski-Legende seinen 65. Geburtstag. Drei Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele von Sapporo 1972, wurde Schranz wegen Verstoßes gegen die Amateurbestimmungen disqualifiziert. Der «Löwe vom Arlberg» dominierte zwischen 1957 und 1972 als dreifacher Weltmeister die Ski-Weltspitze. Er hatte sich gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee für Rechte und Verdienstmöglichkeiten der Athleten eingesetzt. (Foto: dpa) dpa

Stuttgart/dpa. - Am 31. Januar 1972 ging die sportliche Laufbahn des dreifachenWeltmeisters jäh zu Ende. Das Internationale Olympische Komitee (IOC)schloss den Österreicher drei Tage vor Beginn der Winterspiele vonSapporo (Japan) wegen Verstoßes gegen die Amateurbestimmungen aus.Zum Verhängnis wurde Schranz ein Foto, auf dem er bei einemFußballspiel ein Trikot mit der Werbe-Aufschrift «Aroma Kaffee» trug.Zuvor hatte sich der Vorarlberger beim damaligen IOC-PräsidentenAvery Brundage unbeliebt gemacht, weil er sich öffentlich für Rechteund Verdienstmöglichkeiten der damaligen Amateursportler eingesetzthatte.

«Das mit dem Amateurstatus gehörte ohnehin schon längst derVergangenheit an», so Schranz: «Kaum ein Skirennläufer kam damalsnoch ohne die Unterstützung durch Sponsorengelder aus.» Heute siehtsich «Karl der Große» bestätigt. Schließlich sorgte das IOC selbstfür eine zunehmende Kommerzialisierung der Olympischen Spiele undermöglichte sogar Millionären aus Tennis und Basketball dieTeilnahme: «Ich bin stolz. Alles, was ich gefordert habe, isteingetreten. Durch meine Disqualifizierung ist vieles in Bewegunggeraten.» Unmittelbar nach seinem Ausschluss hatte er Brundage als«Diktator» und das IOC als «undemokratische Vereinigung» beschimpft.Inzwischen erhielt Schranz vom IOC immerhin die Teilnehmermedailleder Spiele 1972 und ist als Ehrengast 2006 in Turin eingeladen.

Bereits vor seinem Ausschluss hatte ihm Olympia kein Glückgebracht. 1960 in Squaw Valley wurde er wegen einer Verletzung nurSiebter. Weil er sich nicht mehr nach Hause traute, schlug er sichdanach sogar als Hollywood-Stuntmen durch. 1964 trat er in InnsbruckGrippe geschwächt an, holte aber immerhin Riesenslalom-Silber. 1968in Grenoble wurde er im berüchtigten «Nebel-Slalom» nachträglichdisqualifiziert, weil er seinen Lauf angeblich zu Unrecht hattewiederholen dürfen.

Auch nach dem unrühmlichen Ende seiner Karriere 1972 blieb Schranzdem Skisport treu. Seine Erfindungen wie der einteilige hautengeRennanzug oder die «Schranz-Hocke» wurden fester Bestandteil desalpinen Zirkusses. Der Vater von drei Töchtern war Chef der Ski-Weltmeisterschaft 2001 in seinem Heimatort St. Anton und organisiertdie dortigen Weltcup-Rennen im kommenden Februar. «Ich komme mirüberhaupt nicht alt vor. Mir geht's gut», freut sich der begeisterteGolfspieler und Dauerläufer.