Speichertechnik Speichertechnik: USB-Sticks sind «Disketten» der Zukunft
Breisach/Haan/dpa. - Die «Floppydisk» von heute sieht aus wie ein Feuerzeug oder ein plattgeklopfter Kugelschreiber: Die Rede ist von USB-Speichersticks - Flashspeichern, wie sie als SD-, MC- oder CompactFlash-Karten in Digitalkameras Verwendung finden, die mit einer USB-Schnittstelle zum Anschluss an den Rechner versehen sind. Besser als CD-ROMs, die wenig verbreiteten ZIP-Laufwerke oder Wechselfestplatten, scheinen sie geeignet, die Nachfolge der 3,5-Zoll-Diskette als transportabler, einfach zu bedienender und auf allen Computern einsetzbarer Datenträger antreten zu können.
«USB-Sticks sind mit Sicherheit der Transportdatenträger der Zukunft», sagt Thomas Mironiuk vom Speicherspezialisten MemorySolutioN in Breisach (Baden-Württemberg). Diskettenlaufwerke, die seit den achtziger Jahren zur Standardausrüstung eines Rechners gehören, hätten ausgedient. «Die Hälfte aller heute neu gebauten Notebooks, hat bereits kein Diskettenlaufwerk mehr», so Mironiuk.
Unabhängige Institutionen wie die Universität Bielefeld teilen diese Einschätzung: Damit Semesterarbeiten oder Hausaufgaben nicht mehr auf beschädigten Disketten unwiederbringlich verloren gehen, sollten sie die mechanisch sehr anfälligen Diskettenlaufwerke meiden, erfahren Studenten der ostwestfälischen Hochschule auf der Uni-Homepage. Das Rechenzentrum fördere die Ablösung der Disketten durch USB-Speichersticks, denen mechanische Bestandteile fehlen.
Mit 1,4 Megabyte (MB) haben die Disketten zudem eine viel zu geringe Speicherkapazität, um heutigen Anforderungen gerecht zu werden: «Wenn es um ein Foto geht, sind Sie bei einer Diskette schon angeschmiert», so Mironiuk. Wer mehrere Bilder, Videosequenzen, die Diplomarbeit oder komplette Power-Point-Präsentationen mitnehmen muss, benötigt weitaus mehr Speicherplatz.
Mit einer Kapazität von bis zu einem Gigabyte (GB) bieten USB-Speicher hiervon genug. Bei Preisen ab 40 Euro pro Speicherelement verbietet es sich aber von selbst, darauf große Datenmengen für die Ewigkeit abzulegen. «Ein USB-Speicher ist keine Back-Up-Lösung», warnt Mironiuk. Als Langzeitspeicher sei eine CD-ROM die bessere und zudem billigere Wahl.
«Der Vorteil der Flashspeicher ist, dass sie von allen Rechnern wie ein Laufwerk erkannt werden», erläutert Thomas Graffweg vom US-amerikanischen Hersteller SanDisk mit Deutschlandsitz in Haan bei Düsseldorf. USB-Speicher arbeiten demnach sowohl unter Windows, Linux als auch Apple-Betriebssystemen. Plattformübergreifend können Daten ausgetauscht werden. Ein Formatieren, wie bei 3,5-Zoll-Disketten üblich, entfällt. Auf entsprechend eingestellten Computern lassen sie sich laut Graffweg auch als Boot-Medium nutzen. Einzig bei älteren Betriebssystemen wie Windows 95 könnten Probleme auftreten, bei Windows 98 helfe gegebenenfalls ein Treiber.
Dafür muss mancher Computerbesitzer der Speicherzwerge wegen auf die Knie gehen und unter seinem Schreibtisch auf der Rückseite des Rechners den USB-Port suchen. Viele Computerhersteller bauen Graffweg zufolge aber mittlerweile auf der Frontseite oder sogar an den Tastaturen der Geräte USB-Schnittstellen ein. Besitzern älterer Rechner helfe ein Verlängerungskabel.
SanDisk hatte mit dem Cruzer den weltweit ersten USB-Speicherstick auf den Markt gebracht. Das an die Form eines Feuerzeugs erinnernde Gerät hat einen Steckplatz für SD- und Multimedia-Karten. Wem die mitgelieferten Speicherkarten irgendwann zu klein werden, brauche nur eine neue Karte kaufen, so Graffweg. Bei der Computermesse CeBIT im März 2003 in Hannover wurden Cruzer mit Speicherkarten von 32 bis 256 MB zu Preisen von 43 bis 119 Euro angeboten. Ein ähnliches Gerät hat das kalifornische Unternehmen SimpleTech mit dem Bonzai im Angebot.
Freecom aus Delft in den Niederlanden bietet seine schlüsselgroßen FM-10-USB-2-Speicherstifte mit Kapazitäten von 32 MB bis zu einem GB sowie einer USB-2.0-Schnittstelle an. Sie kosten ab 49 Euro. Das Auswechseln der Speicher ist nicht möglich, dafür sind die kompakten Stifte sogar staub- und spritzwassergeschützt. Die 32 bis 128 MB fassenden Speicherstifte des Netzwerkspezialisten Linksys haben ebenfalls einen fest eingebauten Speicher. Für sie müssen zwischen 59 und 149 Euro auf den Tisch gelegt werden.
Als reiner Datenspeicher sind USB-Sticks nach Ansicht von Thomas Mironiuk allerdings viel zu schade. Wer einen Datenträger mit einer solch großen Kapazität in der Hosentasche hat, sollte ihn auch unterwegs nutzen können: «Kombigeräte mit Diktierfunktion oder MP3-Player sind die Zukunft», glaubt er.
Eine solche Kombination aus MP3-Player und Speicherstick bietet beispielsweise der Soundkartenspezialist Creative Labs aus Singapur mit Deutschlandsitz in Unterföhring bei München mit dem MuVo an: Die bei der CeBIT vorgestellte 128-MB-Version des feuerzeuggroßen Gerätes kostet rund 180 Euro. Sie besteht aus zwei Teilen - dem Speicher mit der USB-Schnittstelle und einer Musikeinheit mit Batterie, Schaltern und Kopfhöreranschlüssen. Auf Bedienkomfort oder eine Megabassfunktion müssen Musikfans dabei allerdings verzichten.