Spanien Spanien: Häme und Spott für «weißes Ballett»
Madrid/dpa. - Ganz Spanien lacht über Real Madrid. Die teuersteFußballelf der Welt ist im spanischen Fußballpokal gleich in derersten Hauptrunde am Drittligisten AD Alcorcón gescheitert. «Einehistorische Lachnummer», titelte das Madrider Sportblatt «Marca» amMittwoch. «Noch nie in seiner 107-jährigen Vereinsgeschichte hat Realsich so sehr blamiert wie jetzt in der Copa del Rey.»
Die «Königlichen» waren angetreten mit dem Vorsatz, die 0:4-Blamage aus dem Hinspiel wettzumachen. Statt einer dramatischenAufholjagd gab es im Rückspiel aber nur ein mageres 1:0 (0:0) gegenden Vorstadtclub. Den einzigen Treffer erzielte der frühere HSV-Kapitän Rafael van der Vaart in der 80. Minute.
Mit dem Pokal-Aus verpassten die Madrilenen ihr erstesSaisonziel: Die für eine Rekordsumme von 250 Millionen Euroverstärkte Elf kann das «Triple» von Meisterschaft, Champions-League-und Pokalsieg nicht mehr erreichen. «Das Sportblatt «As» brachte dasFiasko auf den Nenner: «Alcorcón versenkt die Titanic.»
Die 80 000 Zuschauer im ausverkauften Bernabéu-Stadion fordertenden Hinauswurf von Trainer Manuel Pellegrini und schwenkten in derSchlussphase der Partie ins Lager des Gegners über. Mit «Olé»-Rufenließ das Publikum die Kicker aus der Vorstadt hochleben. Dabei hattees am Einsatz der «Galaktischen» nicht gelegen. Das von demBrasilianer Kaká angeführte Starensemble ging engagierter zu Werkeals im Hinspiel. Aber nicht einmal mit zusammengebissenen Zähnenkonnten die Madrilenen die Abwehr des tapfer verteidigendenDrittligisten überwinden.
«Ich hätte erwartet, dass Real uns gefährlicher werden würde»,wunderte sich Alcorcóns Trainer Juan Antonio Anquela. Sein Teamrangiert in der 2. Staffel der dritten Liga auf dem 6. Platz. DieSpieler verdienen durchschnittlich 3000 Euro im Monat, 280-malweniger als die Stars von Real. Das Vereinsbudget beläuft sich aufeine Million Euro, das der Madrilenen auf 420 Millionen.
«Wenn man keinen guten Fußball spielt, ist es schwer, Tore zuschießen», räumte Reals Sportdirektor Jorge Valdano ein. Im Zentrumder Kritik steht der Trainer. «Pellegrini hat die besten Spieler derWelt bekommen, aber er ist nicht in der Lage, daraus eine Mannschaftzu formen», meinte «Marca». Das in Barcelona erscheinende Fachblatt«Sport» brachte die Lage des Reals Trainers auf denNenner: «Pellegrini sitzt auf einem elektrischen Stuhl. ClubchefFlorentino Pérez hat den Schalter schon in der Hand.» Zu allemÜberfluss unterlief den Real-Verantwortlichen ein peinlicherFehler: Sie verzichteten auf den Einsatz von Sergio Ramos, weil sieannahmen, der Verteidiger wäre gesperrt. Dies war jedoch ein Irrtum.