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Sonderausstellung Sonderausstellung: Schatzkammern voller Gold und Silber

Von Sigrid Dillge 17.10.2001, 15:34

Quedlinburg/MZ. - Heinrich Horn war ein in Gardelegen sehr geachteter Mann. Der Goldschmied brachte es im 15. Jahrhundert sogar zu Ratsherrenehren. Und Heinrich Horn ist auch heute noch so etwas wie eine Ausnahme. Er ist der einzige namentlich bekannte Künstler, der Kirchengeräte herstellte. Fein geschmückte, vergoldete Kelche aus Silber beispielsweise, die einst in der katholischen Kirche, später dann in der evangelisch-lutherischen bei Gottesdiensten benutzt wurden und werden.

Exemplare aus seiner Werkstatt sind seit Sonntag in der Quedlinburger Stiftskirche zu bewundern, gemeinsam mit einer Vielfalt weiterer Kirchengeräte aus mehreren Jahrhunderten. In nachgestalteten Schatzkammern sind die Kostbarkeiten aus Gold und Silber zu bestaunen: Kelche und dazugehörige Teller, die Patenen; Oblatendosen und Kusstafeln, Goldschmiedeapplikationen auf mittelalterlichen Stoffen, Leuchter, Kreuze, Kreuzfüße und viele andere Kleinodien. Das Besondere an ihnen: Sie sind keine Museumsstücke, sondern stammen aus Kirchen der Kirchenprovinz Sachsen, wurden über die Jahrhunderte hinweg bewahrt und werden heute noch in den Kirchen benutzt. Das ist auch der Grund dafür, dass keines der Ausstellungsstücke mit genauem Herkunftsort benannt ist.

"Es ist ein Phänomen, dass die meisten dieser Kirchengeräte katholischen Ursprungs sind und in den evangelischen Gemeinden bewahrt wurden", hebt Ulrike Ravenstein-Meyer, Mitarbeiterin der kirchlichen Stiftung Kunst- und Kulturgut in der Kirchenprovinz Sachsen, hervor. Die Frage, warum die Gemeinden die einst für den katholischen Gottesdienst benutzten Geräte nicht vernichtet oder verkauft hat, konnte bisher niemand beantworten. Auch nicht die Frage danach, warum gerade in der Kirchenprovinz Sachsen so außerordentlich viele Kunstwerke aus dem 13. bis 15. Jahrhundert erhalten geblieben sind. Andere Kirchenprovinzen, so Frau Ravenstein-Meyer, könnten weitaus weniger dieser alten Kirchengeräte aufweisen.

Die Stiftung hat gemeinsam mit der Kirchenprovinz die Ausstellung "Goldschmiedekunst des Mittelalters" initiiert, die bereits in Magdeburg zu sehen war und nach Quedlinburg auch in Wittenberg präsentiert wird. Anliegen der Exposition ist es, auf die Schönheit und Bedeutung der künstlerischen Ausstattung der Kirchengebäude und auf die damit verbundenen großen Aufgaben der Pflege und Restaurierung aufmerksam zu machen.

Die Begeisterung über die Ausstellung war bei den ersten Gästen groß. "Das ist die Seele, die dem Domschatz fehlt, denn wir haben keinen einzigen Kelch dabei", meinte Werner Bley, Quedlinburgs Domküster." Er überlegt bereits, ob die dem Vorbild mittelalterlicher Sakristei-Schränken nachempfundenen Vitrinen eventuell für die Stiftskirche nutzbar sind. Dann könnten auch die Kelche ausgestellt werden. Die nachempfundenen Sakristei-Schränke gibt es auch heute noch in einigen Kirchen im Original zu sehen, zum Beispiel im Dom der Nachbarkreisstadt Halberstadt.

Die Ausstellung "Goldschmiedekunst des Mittelalters" wird sieben Wochen lang in der Quedlinburger Stiftskirche zu sehen sein. Sie wird sowohl in die großen Führungen durch die romanische Kirche eingebunden, als auch in einer Extra-Runde zu besichtigen sein. Empfohlen wird, sich unter der Quedlinburger Telefonnummer 709 900 für eine Führung anzumelden.

Die Stiftskirche ist für die Zeit der Ausstellung im Oktober montags von 10 bis 14 Uhr, dienstags bis sonnabends von 10 bis 18 Uhr sowie sontags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Im Monat November wird wochentags und sonntags bereits um 17 Uhr geschlossen.