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Ski alpin Ski alpin: Hilde Gerg ist nicht zu bremsen

Von Jonathan Narz und Helen Scott-Smith 13.01.2002, 15:32
Hilde Gerg feiert auf dem Podium ihren Sieg im
Hilde Gerg feiert auf dem Podium ihren Sieg im APA

Saalbach/Wengen/dpa. - Hilde Gerg ist als einzige deutscheSkirennläuferin schon in exzellenter Olympia-Form. Vier Wochen vordem Saisonhöhepunkt in Salt Lake City (8. bis 24. Februar) hat sichdie Lenggrieserin mit ihrem bislang einmaligen Doppelsieg bei denalpinen Weltcup-Abfahrten in Saalbach am Wochenende eindrucksvoll indie Favoritenrolle für Gold gefahren und ist fast zwei Jahre nachihrem Beinbruch in der wohl besten Verfassung ihres Lebens. «Es isteinfach ein Traum, es ist sicher eines meiner schönsten Erlebnisse imWeltcup», sagte die Slalom-Olympiasiegerin von 1998 nach ihrenTriumphfahrten am Zwölferkogel und fand: «Im Moment bin ich einfachin einer unglaublich guten Form.»

Für Regina Häusl endete die Zeit der Leiden. Die Abfahrts-Weltcupsiegerin des Jahres 2000 schaffte mit Platz 8 in der Abfahrtam Samstag die Olympia-Qualifikation. «Es geht aufwärts», jubeltesie. Ansonsten spielten die deutschen Skifahrer keine große Rolle.Ein «dummer Fehler» kostete Alois Vogl beim Slalom in Wengen dasTicket zu den Spielen. Nachdem der 29-Jährige am Tag nach demDreifach-Triumph der Österreicher in der Abfahrt durch Weltcup-Spitzenreiter Stephan Eberharter, Weltmeister Hannes Trinkl und JosefStrobl mit der hohen Startnummer 62 im ersten Lauf bis auf Platz zehnvorgefahren war, fädelte er im zweiten Durchgang ein.

«Ich kann mir das einfach nicht erklären», klagte er. Dergrippekranke Kroate Ivica Kostelic sicherte sich in der Gesamtzeitvon 1:42,29 Minuten mit einem Vorsprung von 1/100 Sekunde auf denSlowenen Mitja Kunc den zweiten Slalom-Sieg der Karriere. Die ersteKombination im Olympia-Winter gewann der Norweger Kjetil-Andre Aamodtvor Bode Miller (USA). Slalom-Spezialist Markus Eberle schied amSonntag im ersten Durchgang aus, am Vortag bei der Abfahrt waren MaxRauffer und Stefan Stankalla als 36. und 38. weit hinterher gefahren.«Eigentlich sollte man sie nicht mehr im Weltcup starten lassen, aberman darf den Burschen nicht die Chance nehmen, sich für Olympia zuqualifizieren», kritisierte Cheftrainer Martin Oßwald.

Solche Probleme hat sein Kollege Wolfgang Maier dank Hilde Gergnicht. Scheinbar spielerisch fuhr die Lenggrieserin der Konkurrenzdavon und bestätigte mit ihren Saisonsiegen zwei und drei ihreAusnahmestellung, startete sogar erstmals in dieser Saison im Slalom,um in der Kombinationswertung zu punkten. Mit Platz vier in derAddition beider Rennen war sie beim Sieg der Österreicherin RenateGötschl vor Janica Kostelic (Kroatien) erneut beste DSV-Fahrerin. DenSieg im Slalom sicherte sich die Französin Laure Pequegnot vor SonjaNef (Schweiz) und Ylva Nowen (Schweden). Monika Bergmann aus Lamwurde Zehnte.

   Während Hilde Gerg Lockerheit und Lebensfreude nur so versprüht,findet Martina Ertl einfach nicht den Weg aus dem Leistungstief. Die28-Jährige schied geschwächt von einer Virusinfektion bereits imersten Slalom-Durchgang aus. Nach einer Operation am Weisheitszahnvergangene Woche fehlte der Kombinations-Weltmeisterin die Kraft.Hilde Gerg dagegen setzt nach ihrem Sieg im Super G von Val d'Isèreim Dezember nun auch in der Abfahrt die Maßstäbe.

Zwei Jahre nach ihrem im Super-G-Training erlittenen Beinbruch istdie «Wilde Hilde» nicht nur abseits der Pisten zu einerPersönlichkeit gereift, sondern auch sportlich wieder top. Dabeihatte sie sogar Rücktrittsgedanken, als es im Dezember 2000 mitSpitzenresultaten nicht mehr klappen wollte. Heute kann sie derVerletzung sogar etwas Gutes abgewinnen.

«Es ist sicher so, dass ich durch die Verletzung stärker gewordenbin, andere Dinge kennen gelernt habe», sagte sie. Der Zuspruch vonEhemann und DSV-Nachwuchstrainer Wolfgang Grassl während derLeidenszeit habe ihr gezeigt, «dass ich auch geliebt werde, wenn ichnicht gut Ski fahre». Diese Sicherheit bietet Hilde Gerg nun dieGrundlage für ihre neuen Erfolge.