Skat Skat: Loblied auf kulturvolles Spiel
Halle/MZ. - Fritz Kunz kanndem Skat, wie er in der Kneipe beim Bier gespieltwird, rein gar nichts abgewinnen. Denn "derKneipen-Skat", sagt der 66-Jährige, "ist häufigmit Hasard verbunden." Und den Hasardeur,also den, der verantwortungslos alles aufsSpiel setzt (oder sollte man sagen: auf eineKarte), den Hasardeur also mag Fritz Kunzgar nicht.
Seit zehn Jahren ist Kunz Präsident des Sportskat-VerbandsSachsen-Anhalts. Sportskat? Sport? Und ob!Eine Sichtweise allerdings, die sich nochnicht durchgesetzt hat. Schon gar nicht beimDeutschen Sportbund. Der weigert sich hartnäckig,das Skatspiel als Sport zu sehen. Kunz verstehtdas nicht. Mit Skat sei keine körperlicheLeistung verbunden, heißt es. Na und? sagtKunz. Sport kann doch auch mit geistiger Leistungverbunden sein.
Ausdauer ist auch gefragt. Immerhin dauerteine Runde zwei Stunden. Gespielt werden zweiRunden - macht also vier Stunden. Das ziehtsich. Wer sich über eine solche Distanz konzentrierenwill, der kann nicht ein Bier nach dem anderenin die Kehle schütten. Erfolgreich sind HallesSportskat-Spieler sowieso: Knapp 100 Mitgliederzählen die sechs Skatklubs in Halle und Umgebung- Tendenz steigend. Allein der 1990 gegründete1. hallesche Skatverein - dem auch Kunz angehört- holte auf Landesebene vier Mannschafts-,fünf Einzel- und sechs Seniorenmeistertitel.
Warum man Skat im Verein spielen soll? Weilman dort auf viele andere Spieler treffe,die alle anders reagieren, sagt Kunz. Ebendarum sei der Kneipen-Skat ja auch wenigerinteressant: Weil man dort immer mit denselbenLeuten spielt und deren Spielweise irgendwannin- und auswendig kennt.
Allerdings muss man sich umgewöhnen; einigesist anders beim Sportskat. Auch "Kontra" und"Re" gibt es nicht. Dabei sind das sozusagendie Lieblingsbegriffe der Hobby-Spieler, dennsie verdoppeln oder vervierfachen nach einemSpiel die Punktzahl. Das macht die Sache prickelnder.Jedenfalls beim Bier in der Kneipe. FritzKunz jedoch hebt den Zeigefinger und sagt:"Das ist nicht im Sinne eines kulturvollenSpiels."
Skat, sagt Kunz, "ist für mich zu ernst, alsdass ich sagen kann: Ich spiele nur als Gaudi."Skat sei eine interessante Unterhaltung, vorallem aber ein ernst zu nehmendes Spiel. Undwo wir schon mal dabei sind: Wer behauptet,Skat sei ein Glücksspiel, der hat gleich überhauptnichts begriffen. Das Skatspiel muss sozusagengedrittelt werden - in ein Drittel Glück,ein Drittel eigenes Können und ein DrittelMitspieler. "Wenn ich die nämlich ausrechnenkann, kann ich auch ein fast nicht gewinnbaresSpiel gewinnen", sagt Kunz.
Klar, ein Bierchen wird auch schon mal getrunken,aber wer betrunken ist, fliegt raus. Und weranfängt rumzupöbeln, der fliegt gleich hinterher.Kunz sagt: "Wir erwarten, dass die Gemeinschaftgeachtet wird." Die eigene Verwandtschaftindes konnte er nicht so recht infizierenmit dem Skat-Virus. Seine Frau kann zwar Skatspielen, mag aber meist nach einer halbenStunde nicht mehr. Seine beiden Mädchen spielengar nicht, dafür immerhin die beiden Söhne.Kunz selbst hat sein Leben lang Skat gespielt.Nur einmal gab es eine größere Unterbrechung.Da hatte er ein gutes Jahrzehnt Schach gespielt.
Darum ist er auch sicher: Skat ist schwierigerals Schach. Schachspieler mögen das anderssehen, aber das ficht Kunz nicht an. Überdas Schachspiel gebe es so viele Bücher, dieman studieren kann - beim Skat hingegen gebees zigtausend Möglichkeiten, wie die Kartenliegen können. Natürlich hat jemand ausgerechnet,wie viele es sind: 2753294408504640,also zwei Billiarden 753 Billionen 294 Milliardenund so weiter? Noch Fragen?