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Skandal Skandal: Boykott-Judoka aus Iran ist für Olympia zu schwer

Von Franko Koitzsch und Gunnar Meinhardt 15.08.2004, 16:01
Das offizielle Piktogramm der Olympischen Spiele von Athen für die Sportart Judo. (Foto: dpa)
Das offizielle Piktogramm der Olympischen Spiele von Athen für die Sportart Judo. (Foto: dpa) dpa

Athen/dpa. - Der iranische Weltmeister Arash Miresmaeili hat mitdem indirekten Eingeständnis, die Disqualifikation beim olympischenJudo-Turnier aus politischen Gründen in Kauf genommen zu haben, füreinen Eklat gesorgt. «Ich habe alles entbehrt in den letzten Jahren,um bei Olympia fit zu sein. Nicht zu starten, war eine schwereEntscheidung», sagte der WM-Champion von 2001 und 2003 am Sonntag demiranischen Fernsehen. «Auch meine Frau und Familie war sehr traurig.Ich entschuldige mich bei der iranischen Nation, doch ich denke, daswar Gottes Wille, und ich beugte mich meinem Schicksal».

Miresmaeili hatte vor zwei Tagen angekündigt, aus Protest gegendie israelische Haltung im Nahostkonflikt nicht gegen den IsraeliEhud Vaks in der ersten Runde antreten zu wollen. Der iranischeVerbandspräsident Mohamad Derakhshanmombarakeh hatte jedoch amSamstag in einem Schreiben an den Judo-Weltverband (IJF) und dasInternationale Olympische Komitee (IOC) zugesichert, dass Miresmaeilistarten werde. Beim Wiegen am Sonntagmorgen hatte der Favorit imHalbleichtgewicht dann aber Übergewicht und wurde ausgeschlossen. Erhätte maximal 66 kg wiegen dürfen.

«Ich hatte gehofft, dass er seine Meinung ändern würde und ichgegen ihn kämpfen kann. Auch wenn ich kaum eine Chance gehabt hätte»,sagte Vaks. «So in die nächste Runde zu kommen, ist unbefriedigend.Politik hat auf einer Judo-Matte nichts zu suchen». IransStaatspräsident Mohammad Khatami lobte dagegen: «Der Name von ArashMiresmaeili wird in die iranische Geschichte eingehen als eine Quelledes Stolzes für das Land.» Bahram Afsharzadeh, Sekretär desNationalen Olympischen Komitees, sagte indes, dass der Boykott fürFrustration im Olympia-Team gesorgt habe.

«Vom lieben Gott kam die Anweisung sicher nicht. Über Glauben willich nicht streiten. Doch wenn jemand wegen seiner Konfession nichtzum sportlichen Wettstreit antritt, sollte er auch so konsequent seinund keinen Wettkampfsport betreiben. Aus Glaubensgründen nicht zukämpfen, ist unfair», reagierte Manfred Birod, Sportdirektor desDeutschen Judo-Bundes (DJB), ebenso mit Unverständnis wieBundestrainer Frank Wienecke: «Für mich ist es unvorstellbar, wenneiner bei Olympia aus politischen Gründen nicht startet.»

Für den Olympiasieger von 1984 steht auch fest, dass Miresmaeilisein Übergewicht nur als Alibi benutzt hat. Der 23-jährige Asiate,der vor vier Jahren in Sydney den fünften Platz belegte, sollte dieerste olympische Judo-Medaille für sein Land erkämpfen. Iran ist mitsieben Männern, aber durch keine Frau beim olympischen Turniervertreten. Vor Miresmaeili war Leichtgewichtler Hamed Malekmohammadibei der WM 2001 in München disqualifiziert worden, weil er nichtgegen den Israeli Yoel Razvozov kämpfen wollte.