Sid Meier's Civilization: Die Geschichte der Menschheit
Halle/München/dpa. - Ballern bis zum Umfallen - viele Computerspiele setzen auf solche Action-Konzepte und gelten daher als oberflächlicher Zeitvertreib. Dass es auch anders geht, zeigt die Serie Civilization.
Das Spiel ist eine Art Schach mit hunderten von Figuren und wird auf der Karte einer Erdoberfläche ausgetragen. Die Aufgabe: Aus ein paar fellbekleideten Vorzeitmenschen soll eine moderne Zivilisation entstehen. Ein Spielprinzip, das viele Stunden kosten kann - und Civilization zu einem echten Klassiker gemacht hat.
Begonnen hat die Geschichte der Spielreihe 1991, als die von Sid Meier in den USA entwickelte Urversion erschien. Als 2005 der vierte Teil der Reihe auf den Markt kam, hieß es bei der Vermarktungsfirma Take2 in München: «Die Titel der Civilization-Reihe gehören zu den wichtigsten Spielen der Computerspiele-Historie - und haben Sid Meier zu einem der bekanntesten und einflussreichsten Spieleentwickler werden lassen.» Ein Werbetext, der keineswegs übertrieben war.
Denn Civilization stand auch am Beginn einer neuen Ära von Computerspielen. «Das Spiel war zu jener Zeit etwas ganz Besonderes. Damals spielte man vor allem simple Dinge wie Pac Man», erklärt Matthias Fischer aus Halle, Betreiber der Fanseite «civilized.de». Die später «Civ1» genannte Neuerscheinung war von anderem Schlag.
Bei «Civ1» und allen Nachfolgern blickt der Spieler von oben auf die Oberfläche einer zufällig erstellten Welt. Dort findet er seine erste Spielfigur: einen Siedler aus dem Jahr 4000 vor unserer Zeitrechnung. Mit ihm gilt es, eine erste Ortschaft zu gründen, aus der die ersten Keulen schwingenden Krieger ausgeschickt werden, um herauszufinden, was es in der weiteren Umgebung noch so gibt.
«Im Grunde geht es darum, die Geschichte der Menschheit nach eigenen Vorstellungen zu beeinflussen», sagt Sascha Adermann von der in Höchberg bei Würzburg erscheinenden Spielezeitschrift «PC Powerplay». Zum einen muss die eigene Ortschaft ausgebaut werden, wozu wiederum Forschung nötig ist. Dabei kann erst das Töpfern erforscht werden oder auch das Rad. Später wird der nächste Siedler ausgeschickt, um das eigene Reich zu vergrößern - während der Computer das Gleiche mit einer Reihe anderer Völker macht. Ziel ist es, die eigene Zivilisation möglichst erfolgreich zu etablieren, um spätestens im Jahr 2100 mit einer selbst entwickelten Rakete einen neuen Planeten zu erobern - oder vorher die Welt zu beherrschen.
«Die Spiele der Civilization-Reihe sind rundenbasiert», erläutert Sascha Adermann. Der Spieler hat also in seiner Runde alle Zeit der Welt, um das richtige Vorgehen zu überlegen: Er kann planen, welcher Stadtausbau jetzt zu beginnen und welcher Forschungsfortschritt zu wählen ist. Und natürlich tummeln sich im Spiel auch noch die sogenannten Einheiten. Dabei handelt es sich um Arbeiter, denen immer wieder neue Aufgaben zuzuteilen sind. Oder auch das Militär, das in bestimmte Positionen zu bringen ist.
Kämpfen lässt sich auch in Civilization. Mittlerweile haben die Entwickler aber auch alternative Wege zum Spielsieg hinzugefügt. «Mit Civ3 zum Beispiel wurde das System der Kulturpunkte eingeführt», so Matthias Fischer. Friedliche Spieler bekamen so eine Möglichkeit, über einen hohen Kulturwert den Sieg zu erringen. Insgesamt ist so in der aktuellen Version ein höchst komplexes Spielsystem entstanden. Die Grafik gilt traditionell eher als zweitrangig - immerhin schauen Spieler inzwischen auf eine dreidimensionale Erdoberfläche.
Nebenbei lässt sich beim Spielen dank einer integrierten Wissensdatenbank mit Erklärungen auch noch so einiges über Geschichte erfahren. «Heute haben sogar Eltern 'Civ' als ein Spiel entdeckt, mit dem Kinder etwas über die Geschichte der Menschheit lernen können», so Matthias Fischer. Auf diese Weise kann Spielen durchaus mehr sein als ein oberflächlicher Zeitvertreib.
Civilization-Fanseite: www.civilized.de