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Sexstreik

01.02.2010, 23:15

Hamburg/dpa. - Notstand in Schönstett: In den Betten tut sich nichts. Weil die Frauen streiken, solange die Männer Giftmüll aus Italien auf der städtischen Deponie abladen lassen. Sie verweigern sich, ziehen lieber zum Protest hinaus auf die Straße.

Und der schwule Imbissbudenbesitzer knufft den Lebenspartner in die Seite: «Du, ich spüre das Weibliche in mir! Wir protestieren mit!» Und am städtischen Puff klebt ein Schild: «Dieser Betrieb wird bestreikt.»

«Sexstreik» bei Sat.1 am Dienstag (20.15 Uhr), im Brandenburger Städtchen Jüterbog von Thomas Nennstiel nach einem Buch von Iris Uhlenbruch und Bettina Börderding inszeniert, mit kleinem Anklang an Aristophanes antike «Lysistrata»-Komödie: «Solch ein Streik funktioniert sicher mal im Ausland wie kürzlich in Kenia, als wir gerade zu drehen angefangen hatten, doch hierzulande wohl eher nicht», meint skeptisch die Hauptdarstellerin Elena Uhlig. Hier gehört es eher in den Komödienbereich. Allerdings mit ernsten und ernstzunehmenden Untertönen.

Denn die soziale Not, die Schönstetts Männer in die Umweltkatastrophe treibt, ist schlimm. Die von Elena Uhlig gespielte Julia als tüchtige Sekretärin des Bürgermeisters, die manchmal mehr als ihr Chef mitbekommt, merkt das jeden Tag. Denn ihr Mann Martin ist gerade arbeitslos geworden und muss daheim den Hausmann geben. Jetzt, endlich wieder, winkt ein neuer Job, er fühlt sich, wie er selber meint, als «richtiger Mann».

Der Martin: Henning Baum, zum ersten Mal seit Ende der gemeinsamen Sat.1-Serie «Mit Herz und Handschellen» Uhlig-Partner. Dort war er der schwule Cop gewesen, seine Partnerin durfte ihn höchstens platonisch begehren. Diesmal gibt es Szenen, wo es zwischen beiden recht heftig zur Sache geht: «Das war gar nicht so leicht für uns beide», sagt die Schauspielerin lachend, «wir mussten höllisch aufpassen, dass das nicht irgendwie peinlich oder lächerlich wirkt.»

Aber sonst war der alte Dream-Teamgeist wieder da, in aller erfrischenden Gegensätzlichkeit: «Henning ist ja einer, der einen bei Überquerung einer Straße an die Hand nimmt, und ich bin jemand, der sich gleich losreißt und faucht: "Lass das!" So haben wir uns damals schon gekabbelt. So kabbelten wir uns jetzt wieder. Einfach herrlich!» Gern würde sie bald wieder mit ihm vor der Kamera stehen. Auch gegen eine Fortsetzung der «Herz und Handschellen»-Serie hätte sie nichts. Aber «jetzt bin ich erstmal schwanger, mein Partner Fritz Karl und ich erwarten unseren zweiten Sohn. Danach sehen wir mal weiter...»

Viele Szenen unter den Männern von Schönstett spielen in der Sauna. Nacktes Männerfleisch, zur Gänze hüllenlos, ist dann in aller Ausführlichkeit zu betrachten. Elena Uhlig findet das irgendwie gerecht: «Sonst ist es doch so, dass wir Frauen dauernd nackt gezeigt werden. Diesmal, und das gehört zur Ironie unseres Films, bleiben wir Frauen den ganzen Film über angezogen, und die Männer präsentieren sich im Urzustand. Irgendwie ein guter Ausgleich.»