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Schnuppern, probieren und selbst aktiv dabei sein

Von Ulf Rostalsky 25.04.2005, 16:41

Wolfen/MZ. - Eine Premiere war es nicht, die die Wolfener Versehrtensportler am Sonnabend feierten. Denn schon zum dritten Mal luden sie zum Tag der offenen Tür auf die Kegelbahn in der Jahnstraße ein.

Gespannt waren die Mitglieder der SG Chemie Wolfen dennoch: "Der große Ansturm wird noch kommen", meint Abteilungsleiter Uwe Wehde voller Zuversicht. Immerhin, so der gestandene Kegelfreund, habe man jede Menge zu berichten und zu zeigen.

Dabei geht es den 18 bei Chemie organisierten Versehrtensportlern nicht nur um die Auflistung ihrer bei Deutschen und Europameisterschaften sowie anderen internationalen Wettbewerben geholten Titel. "Wir wollen zeigen, dass unsere Abteilung nicht nur vom Kegelsport lebt. Wir sind schon eine große Familie. Allerdings: Wettkampfsport betreiben wir nur im Kegeln", gesteht Wehde.

Was nicht heißen muss, dass nicht andere Dinge möglich sind. Die Abteilung ist offen für jeden - für Menschen mit und ohne Handicap, für Blinde, Sehschwache, aber auch für Rollstuhlfahrer. Gerade für letztere sei die Wolfener Sportanlage wie geschaffen, so Wehde. Parkplatz praktisch vor der Haustür, der Turnhallenbereich barrierefrei erschlossen. Auch der Zugang zur Bahn selbst sollte für Rollstuhlfahrer kein Problem sein. Das betonen die Versehrtensportler und ihre Helfer.

Doch sie wissen auch, dass noch zu wenige Leute zu ihnen finden. Das trifft übrigens nicht nur auf Rollstuhlfahrer zu. Auch die blinden und sehbehinderten Wettkampfkegler haben Sorgen. Der Nachwuchs fehlt. "Wir wollen nur hoffen, dass wirklich wenige Menschen mit dem Handicap zu leben haben. Da könnten wir auch den geringen Zulauf verschmerzen", sagt Uwe Wehde unumwunden.

Doch ihm und seinen Mitstreitern sei bekannt, dass es eine Reihe junger Leute im Landkreis gebe, die bei ihnen sehr gut aufgehoben wären. Schnuppertraining ist deshalb immer möglich. Jeden Montag von 15 bis 18 Uhr sind die Versehrtensportler auf der Kegelbahn in der Jahnstraße zu finden. Und sie freuen sich über jeden Interessenten - blind, seh- oder gehbehindert, ohne Handicap.

Denn auch das konnten die wenigen Gäste am Sonnabend erleben. Kegelsport, wie ihn die Versehrten betreiben, braucht Unterstützung durch Sehende. Demonstriert wird das von Steffen Schneider und Ilka Wehde. Nachwuchskegler Schneider (B2, stark sehbehindert) wird von Ilka Wehde auf der Bahn eingestellt, bekommt die Kugeln gereicht und das Trefferbild genannt. Ein Zusammenspiel, das funktioniert. Nicht nur einmal fallen alle neun Kegel.

Sich selbst in die Lage blinder Kegler zu versetzen, ist zum Tag der offenen Tür ebenfalls möglich. Eine undurchsichtige Brille, ein paar Mal um die eigene Achse gedreht und schon ist die Orientierung weg.

Ansagen und Hilfen werden nötig, die Leistungen der Versehrtensportler erscheinen schnell im völlig anderen Licht.