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Schloss Mosigkau Schloss Mosigkau: Man zeigt stolz, was man hat

21.06.2001, 16:02

Dessau/MZ/wsa. - Die Sammlungen der Kulturstiftung DessauWörlitz konnten in den letzten Wochen zwei bedeutende Zuwächse verzeichnen. Die Stiftung erwarb im Auftrag des Kultusministeriums zum einen ein Paar Obelisken und zum anderen einen barocken Deckelpokal mit einer Widmung an Leopold I. Fürst von Anhalt-Dessau, den "Alten Dessauer". Die beiden Neuzugänge und noch zahlreiche Exponate mehr werden in einer neuen Sonderausstellung präsentiert, die am morgigen Sonnabend, 11 Uhr, im Galeriesaal des Schlosses Mosigkau eröffnet wird. Deren Titel "dazugewonnen - Neuerwerbungen, Schenkungen, Restaurierungen" umschreibt aufs Treffendste den Inhalt der Schau, zu deren Eröffnung Wolfgang Savelsberg, Abteilungsleiter Museen/Sammlungen, sprechen wird. Musikalisch erwartet die Eröffnungsgäste Tobias Eger, der auf dem 1996 als Dauerleihgabe in die Sammlung gekommenen Tafelklavier von Collard & Collard (London um 1820) spielen wird.

Die neue Ausstellung dokumentiert vor allem, wie die Kulturstiftung DessauWörlitz parallel zur derzeit stattfindenden Restaurierung des Ledertapetensaals im Schloss Oranienbaum die Erwerbung von Fayence-Vasen verfolgt. Die Ankaufskonzeption der Stiftung sieht solche Erwerbungen vor, die Ersatz für verloren gegangenes Kunstgut aus den historischen Raumausstattungen schaffen. Dem Ledertapetensaal im Oranienbaumer Schloss wurde hierbei besondere Priorität eingeräumt. Es ist beabsichtigt, die Sammlung von 103 Frankfurter und Delfter Fayencen, die seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen ist, wieder neu aufzubauen. Der Ledertapetensaal ist neben dem Fliesenkeller der einzige in seiner Ausstattung weitgehend erhaltene Raum im Schloss Oranienbaum und einzigartiges Zeugnis niederländischer Kultur außerhalb Hollands. Weiterhin dokumentiert er höfisches Interieur von europäischem Rang.

Bei der Erwerbung der Fayencen für das Schloss Oranienbaum kommt es der Kulturstiftung darauf an, in Form, Art und Entstehungszeit analoge Stücke auf dem Kunst- und Antiquitätenmarkt zu finden. So konnten in den vergangenen Jahren wie bereits auch in diesem Jahr mit Unterstützung des Kultusministeriums bedeutende Ankäufe getätigt werden. Im Jahr 2000 wurden im Amsterdamer Kunsthandel zwölf adäquate Vasen erworben. Die Stiftung ersteigerte ferner auf einer Auktion im Kunsthaus Lempertz (Köln) im November vergangenen Jahres insgesamt drei Flaschen Frankfurter Fayence. Den vorläufigen Höhepunkt der Ankäufe an Porzellanen stellt eine dazugewonnene äußerst seltenen Tulpenvase aus Delfter Fayence dar, die im März durch eine Fördersumme von 70 000 Mark durch die Gesellschaft der Freunde des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches in die Sammlung gelangte (die MZ berichtete).

Diese Tulpenvase stand ursprünglich gemeinsam mit Obelisken - ähnlich den neu gekauften auf dem übergangsweise im Schloss Mosigkau ausgestellten seltenen Fliesentisch - in einer Nische an der Stirnwand des Ledertapetensaals. Vase und die Obelisken waren somit Zentrum und Höhepunkt der Porzellansammlung wie auch des Saales insgesamt. Die Stiftung beschreibt die beiden Exemplare als besonders schön geformt und dekoriert. Der Deckelpokal stammt wie eine Reihe anderer kunsthandwerklicher Stücke, u. a. zahlreiche Silber-Objekte, offensichtlich aus einer bedeutenden Sammlung mit Anhaltinen und wurde im Kunstauktionshaus Schloss Ahlden anlässlich der diesjährigen Jubiläumsversteigerung angeboten. Der Pokal - vermutlich vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. dem Fürsten Leopold I. gewidmet - ist eine hervorragende Ergänzung zu einer Sammlung von Glaspokalen, die die Stiftung besitzt.

Ausstellung "dazugewonnen - Neuerwerbungen, Schenkungen, Restaurierungen", Schloss Mosigkau, bis 31. Oktober, außer montags von 11 bis 17.30 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.