Schiedsrichter Schiedsrichter: Aufhören, wenn es am schönsten ist
Frankfurt/Main/dpa. - «DerSamstag wird ein emotionaler Tag. Ich pfeife seit 34 Jahren, da lässtman in den letzten Tagen viel mehr Revue passieren. Aber ohne einweinendes Auge, sondern nur mit positiven Gefühlen», sagte derZahnarzt aus dem pfälzischen Otterbach, der 12 Monate vor Erreichender Altersgrenze von 47 Jahren freiwillig von der großen Fußball-Bühne abtritt.
Bereuen tut er den vor einigen Wochen angekündigten Schritt nicht.«Ich hatte tolle Jahre - 25 Jahre Profifußball, 20 Jahre Bundesliga,15 Jahre international. Ich finde es spannend, am Höhepunktabzutreten. Ich bin davon überzeugt, dass es die richtigeEntscheidung war. Ich nehme eine positive Zeit und viel positiveEnergie mit», sagte Merk vor seinem letzten Einsatz.
In seiner Laufbahn, die er am 21. September 1974 im Alter von 12Jahren begann, hat er fast alles erreicht. Wenn die Partie in Münchenbeendet ist, hat er 339 Bundesligaspiele geleitet, ein einsamerRekord. Sein Debüt gab er 1988 bei der Partie VfL Bochum gegen BayerUerdingen. «Als kleiner Junge stand ich immer auf dem Betzenberg inKaiserslautern, schon damals haben mich die Schiedsrichterfasziniert. Ich habe mir immer gesagt, da will ich auch mal stehen.Somit schloss sich in Bochum für mich ein Lebenskreis», berichteteMerk.
In 50 Länderspielen und 78 Europacuppartien, mit dem Champions-League-Finale 2003 als Höhepunkt, war er im Einsatz. Bei der WM 2002und 2006 vertrat er Deutschland genauso wie bei der EM 2000 und 2004,wo er als erster deutscher Referee das Finale pfiff. Lediglich dieLeitung eines WM-Endspiels blieb ihm verwehrt. Dennoch versichertMerk: «Mir hat in meiner Karriere nichts gefehlt.»
Das frühe Aus bei der Heim-WM in Deutschland war sicher die größtesportliche Enttäuschung, menschlich musste Merk drei Jahre zuvoreinen Tiefschlag verdauen. «Der schwerste Moment für mich überhauptwar im Jahr 2003, als beim Konföderations-Cup in Frankreich derKameruner Marc-Vivien Foe auf dem Platz starb. In den Spielen danachhatte ich schon beim Betreten des Stadions ein ungutes Gefühl», sagteMerk.
Langeweile wird bei ihm auch nach dem Karriereende nichtaufkommen. Seit er 2004 seine Zahnarztpraxis verkauft hat, hält MerkManagement-Seminare und kümmert sich noch intensiver um sozialeProjekte in Indien. Und wie schon als Schiedsrichter möchte er auchkünftig in seiner Freizeit auf den Gipfel. «Im August, am erstenSpieltag der neuen Saison, bin ich in Ecuador, wo ich einenSechstausender besteigen will», verriet Merk. Die Bundesliga wird ihmdort nicht fehlen, er der Bundesliga dafür schon.