Sachsen hofft bei Qimonda-Rettung weiter auf Bund
München/Dresden/dpa. - Sachsen hofft weiter auf Hilfe vom Bund bei der Rettung des von Insolvenz bedrohten Speicherchipherstellers Qimonda mit seinem Werk in Dresden. Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) wollte am Donnerstag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Rande der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin über die Situation informieren. Das Treffen der Ministerpräsidenten dauerte am Nachmittag noch an.
Der Freistaat hatte zu Wochenbeginn ein 150-Millionen-Euro-Darlehen angeboten - unter der Bedingung, dass die Qimonda-Mutter Infineon einen gleichen Beitrag gibt. Das hatte die Münchner Unternehmensspitze als unannehmbar abgelehnt.
Das Dresdner Qimonda-Werk mit derzeit rund 3000 Beschäftigten ist mit AMD und Infineon einer der drei großen Chipproduzenten am Halbleiterstandort Sachsen, dem einzigen bedeutenden in Europa. Bis Frühjahr sollen rund 950 Stellen abgebaut werden. Geht Qimonda in Insolvenz, wird eine Sogwirkung befürchtet. Rund 40 000 Arbeitsplätze gibt es in der Halbleiter-, IT- und Kommunikationsbranche in Sachsen.
Der Freistaat sieht in Zusammenhang mit Rettungsbemühungen um die Infineon-Tochter Qimonda keine Informationsdefizite. «Aus sächsischer Sicht haben die Gutachter von Arthur D. Little und Price Waterhouse Coopers gute Arbeit geleistet», sagte der Sprecher des Finanzministeriums, Stephan Gößl, auf Anfrage. «Von Unregelmäßigkeiten haben die Gutachter nicht berichtet.»
Unter Hinweise auf Regierungskreise hatte die «Süddeutsche Zeitung» (Donnerstag) berichtet, dass sich die Staatsregierung von dem Konzern durch «Luftbuchungen» getäuscht fühle. «Die Behauptungen, der Mutterkonzern Infineon habe "Luftbuchungen" im Rettungskonzept von Infineon und Qimonda vorgenommen, sind falsch», wies das Unternehmen die Vorwürfe zurück. Auch der Vorwurf, Infineon habe verschiedenen Gesprächspartnern unterschiedliche Vorschläge unterbreitet, sei falsch, betonte das Unternehmen. «Richtig ist: Infineon hat im Verhandlungsverlauf das ursprüngliche Angebot zur Unterstützung von Qimonda substanziell verbessert und nach oben korrigiert», erklärte das Unternehmen.
Infineon besitzt noch 77,5 Prozent an Qimonda mit weltweit 13 000 Beschäftigten. Überproduktion und Preisverfall haben zu einem ruinösen Wettbewerb im Halbleitermarkt geführt und die Tochter Qimonda in Schieflage gebracht. Die Suche nach einen Investor für die Tochter blieb bislang erfolglos.