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Rücktritt vom Eisschnelllauf Rücktritt vom Eisschnelllauf: Monique Garbrecht-Enfeldt kämpft gegen Tränen

01.12.2005, 12:36

Berlin/dpa. - Ich bin froh, dass Sie jetzt meinen Herzschlagnicht hören können», sagte die neunmalige Eisschnelllauf-Weltmeisterin am Donnerstag mit zittriger Stimme bei einerPressekonferenz in Berlin. «Ich habe die letzten Nächte schlechtgeschlafen, weil ich mich entschieden hatte, bis heute die Verkündungzurück zu halten. Aber jetzt bin ich erleichtert», gab sie zu.

Beim Weltcup in Salt Lake City hatte Monique Garbrecht nur diePlätze 22 und 23 über 500 m erreicht. «Eigentlich war das angesichtsmeiner langen Knie-Probleme gar nicht so schlecht. Aber das ist nichtmein Anspruch: Ich wollte in Turin nicht eine unter vielen sein undeinfach so mitlaufen», meinte die in der kommenden Woche 37 Jahre altwerdende Ausnahme-Sportlerin. Sie steht damit in einer Reihe mit dendeutschen Sport-Größen Gunda Niemann-Stirnemann, Christoph Langen,Hilde Gerg oder Florian Eckert, die sich alle für Turin noch einmalmotivieren wollten und schließlich aus gesundheitlichen Gründen denAnschluss nicht mehr schafften.

Am Wochenende hatte sie die wichtige Entscheidung gefällt und auchihren Trainer Joachim Franke erst am Mittwoch darüber informiert.«Monique ist eine der ganz großen Athletinnen. Für mich zählte zuihren und meinen Sternstunden vor allem der zweite Platz bei Olympia2002. Wie sie sich nach vielen Auf und Ab im Vorfeld durchgebissenhat, ist kennzeichnend für sie», würdigte Franke, der MoniqueGarbrecht zu Beginn der Karriere betreut hatte und sie auch in denerfolgreichsten Jahren trainierte, seinen Schützling. Derunerreichte Hattrick bei Weltmeisterschaften im Sprint-Vierkampf1999, 2000 und 2001, sowie 36 Weltcupsiege, vier Weltrekorde undzahlreiche Spitzen-Platzierungen bei vier Olympischen Spielen stehenfür eine Erfolgs-Karriere, wie sie nur wenigen Athleten vergönnt ist.

«Das Unverwechselbare an Monique Garbrecht-Enfeldt ist für mich,wie sie nach Rückschlägen immer wieder zurückgekommen ist. Sie isteine Sportlerin mit unglaublicher Konstanz und Präzision», urteilteCheftrainer Helmut Kraus. Am Tage des Abschieds war kein offiziellerVertreter der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft DESG in Berlindabei. «Viele haben mich aber gestern angerufen und mir Glückgewünscht. Vielleicht war es ganz gut so, es wäre mir bestimmt nochschwerer gefallen, wenn heute alle mit Blumen und Abschiedsgeschenkengekommen wären», meinte sie, immer wieder die Tränen unterdrückend.

Sie gab zu, im Sommer oft an sie gezweifelt zu haben. «Wenn manmit sich hadert, ist es besser aufzuhören. Eigentlich bin ich eineKämpferin, aber irgendwann geht es nicht mehr», sagte sie. «Salt Lakekam viel zu früh. Dort wurde mir klar, dass ich hier zum letzten Malgelaufen bin. Deshalb haben mir die Tränen in den Augen gestanden»,schilderte sie.

In Zukunft will Monique Garbrecht-Enfeldt in der PR-Branche tätigwerden und absolviert daher seit Oktober eine Ausbildung. «Die innereSchranke ist gefallen, jetzt beginnt eine neue Seite des Lebens. Esgibt aber noch keinen Plan B, wie es weitergeht», sagte sie. Bereitsbeim Weltcup in zehn Tagen wartet in Turin der erste neue Job: Fürdas italienische Fernsehen wird sie Hintergrund-Informationenzusammenstellen. «Vielleicht klappt es sogar mit einem Einsatz beiOlympia. Auf jeden Fall werde ich in Turin sein», kündigte sie an.