Richard Serra als Zeichner und Grafiker
Siegen/dpa. - Mit seinen tonnenschweren Skulpturen aus riesigen Stahlplatten hat der US-Künstler Richard Serra die Bildhauerei der Gegenwart revolutioniert. Als nicht minder bedeutsamen Zeichner und Grafiker stellt ihn jetzt das Museum für Gegenwartskunst in Siegen vor.
Die 50 Arbeiten auf Papier des 1939 geborenen Künstlers sind bis zum 18. Mai zu sehen. In erstaunlicher formaler Nähe zu seinen abstrakten Skulpturen sind die zehn großformatigen Zeichnungen und etwa 40 Druckgrafiken entstanden, für die Serra ein eigenes Druck-Verfahren entwickelt hat.
Die in breiten Bahnen aufgetragene ausschließlich schwarze Ölkreide verleiht den Blättern eine schwergewichtige und dennoch sensible Körperlichkeit, die auch bei den monumentalsten Stahl-Skulpturen des Amerikaners zu spüren ist. Eindrucksvoll behaupten sich dennoch Serras in Siegen präsentierte Großformate auf Papier als ganz eigenständige Kunstwerke, die mit den großen Erfahrungen des Bildhauers bei der Behandlung von Raum, Fläche und Gewicht spielen.
Seit den frühen 80er Jahren entstandene Papierarbeiten Serras zeigen die Verformung von Flächen zu Körpern, die noch im Bilderrahmen physische Schwere ausstrahlen. Das beinahe zu gleichen Teilen horizontal geteilte Blatt «Handke» (1993) erhält seinen Reiz durch eine scheinbare «Biegung» der rechten unteren Schwarz-Ecke, die die gesamte Farbfläche plastisch hervortreten lässt.
Riesige horizontale Arbeiten wie «Mic Mac» (1990) erscheinen durch Farbauftrag und winzige, versetzte Oberkanten als schwergewichtige Platten, die im Raum gestaffelt wurden. Das ähnliche Motiv «Aptos» bietet mit einem scharfen hellen «Keil» zwischen zwei imaginären Platten einen grellen «Lichtblick».
In jüngeren Arbeiten wie «Between the Torus and the Sphere» von 2006 wird die physische Körperlichkeit variiert, die zuvor durch das Schwergewicht des tiefen, asphaltartigen Schwarz betont war. Serras Farbe wird nun durchscheinender und Kreissegmente dominieren, an denen sich der Arm-Schwung des Künstlers leicht ablesen lässt.
Die Ausstellung soll auch die Verbundenheit des Künstlers mit der Region und ihrer eisenverarbeitenden Industrie dokumentieren. So stammt etwa das spektakuläre Serra-Werk «Torqued Spiral», das im Guggenheim Museum der baskischen Stadt Bilbao zu sehen ist, aus Siegen. Vom 7. Mai an (bis 15. Juni) wird der Amerikaner nach Museumsangeben mit zahlreichen Arbeiten im Grand Palais in Paris zu sehen sein, wo die Ausstellungsreihe «Monumenta» die Begegnung mit den bedeutendsten Bildhauern ermöglichen soll.