Ralf Bergner Ralf Bergner: Merkwürdige Meuchelmörder
Halle/MZ. - Wer einen Künstler fleißig nennt, der meint es selten gut mit ihm. Denn das köpfchen-tätschelnde "fleißig" - nicht wahr - klingt ja immer auch irgendwie nach "bemüht", nach "gewollt, aber nicht gekonnt".
Nun trifft dummerweise das Wort Fleiß auf Ralf Bergner trotzdem zu, allein seine Illustrationen sind Legion - drum muss man bei ihm wohl gleich ein "gewollt und sehr gekonnt" hinzufügen. In der Galerie Marktschlösschen wird seit Dienstagabend eine Ahnung vom Schaffen des Künstlers vermittelt. "Von Satyren, Launen und Meuchelmördern" heißt die Ausstellung mit Grafiken und Zeichnungen - zu sehen ist Großformatiges, Kleinformatiges und Winziges, zu betrachten sind Zeichnungen, Lithografien, Radierungen sowie eine Vielzahl von Büchern, die Bergner illustriert hat.
Merkwürdige Charaktere bevölkern Bergners Bilder, und schnell kann man sich verlieren in den zum Teil äußerst detailreichen, fein gezeichneten Werken. Viel Komisches ist außerdem zu entdecken: Der "Oberst im Bordell", der "Tiroler im Kaffeehaus", der "Dirigent in Nöten" - das alles sind wunderbare Typen (die zum Teil immer wieder auftauchen), gezeichnet mit scharfer Feder und voller Übertreibungen: mit großen, kartoffelknolligen Köpfen, dürren Beinchen und Füßen in winzigen Schuhen.
Vor allem aber stecken Bergners Arbeiten voller Witz. Zum Beispiel das Bild mit dem schönen Titel "Gesang oder so": Ein Mann steht da, der versucht hat, sich fein zu kleiden, und eine kräftige Frau - und sie singen mit einer solchen Inbrunst, dass man doch sehr froh ist, dass das Duo nur gemalt ist.
Ralf Bergner wurde 1950 in Breitenbach bei Zeitz geboren, machte eine Lehre als Elektromonteur und studierte von 1977 bis 1982 an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle Malerei und Grafik bei Frank Ruddigkeit und Willi Sitte. Er hängte ein Zusatzstudium an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst an und lebt seit 1985 freischaffend als Maler und Grafiker, zunächst in Halle, seit vielen Jahren aber in Berlin. In die Saalestadt jedoch kehrt er regelmäßig zurück. Hans-Georg Sehrt jedenfalls, der zur Vernissage den Einführungsvortrag hielt, findet, dass Ralf Bergner nach wie vor zu Halles Kunstszene gehört.
Bis 6. April; montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr, sonnabends und sonntags von 10 bis 18 Uhr.