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Radsport Radsport: Vierer fürchtet das Olympia-Aus

Von Martin Kloth 26.03.2008, 16:09

Manchester/dpa. - Erreicht derVierer in Manchester nicht mindestens Platz vier und damit das«kleine Finale» der Weltmeisterschaft, wären das Olympia-Aus für das«Flaggschiff» und zugleich die größte Blamage für den Bund DeutscherRadfahrer (BDR) perfekt. Erstmals seit 1952 wäre kein BDR-Vierer beiOlympischen Spielen. «Schon der neunte Platz 1996 war ein Skandal.Aber das wäre eine Katastrophe», sagte Vierer-Olympiasieger JensLehmann.

Auf der schnellen Bahn in Manchester, auf der der LeipzigerLehmann 2000 Doppel-Weltmeister wurde, verhilft dem deutschen Vierernur noch ein kleines Wunder nach Peking: Eine Medaille muss her unddie Franzosen müssen sechs Plätze schlechter sein. Die Vorzeichenstehen alles andere als günstig. Der letzte WM-Podiumsplatz liegtsechs Jahre zurück. Für Zeiten über 4:10 Minuten gab es zudem in denvergangenen acht Jahren nur einmal eine Medaille. Selbst diese Zeitschaffte in dieser Weltcup-Saison kein deutsches Quartett, egal inwelcher Besetzung. «Ein dritter Platz müsste rausspringen. Das wäreschon ein ganz schöner Coup», urteilte Lehmann.

1992 und 2000 raste der 40-Jährige jeweils zu Olympia-Gold in derMannschaftsverfolgung, der Königsdisziplin im Rad-Oval. «Der Bahn-Vierer ist wie der Ruder-Achter», sagte der Leipziger. Lehmann waraber nicht nur an vielen Sternstunden des Vierers beteiligt, sondernauch am bislang schwärzesten Moment. Er hatte sich ausgerechnet beider Heim-WM 2003 in Stuttgart gemeinsam mit Daniel Becke, SebastianSiedler und Christian Bach geweigert, wegen ihrer Meinung nachundurchsichtiger Nominierungskriterien zusammen mit Bartko (Potsdam)und dem Berliner Guido Fulst anzutreten. In einem bislang einmaligenVorgang hatte der BDR daraufhin seinen Vierer zurückgezogen.

Für Lehmann ist die aktuelle Misere «eine Folge der Ignoranz, die2003 aufgetreten ist». Viele Probleme in den vergangenen Jahren seien«vielleicht verniedlicht» worden. Zudem gebe es wohl atmosphärischeStörungen in der Bahn-Nationalmannschaft. Als Belege dafür führt eran, dass Olympiasieger Fulst Anfang März unerwartet seine Karriereaus beruflichen Gründen beendet und Leif Lampater (Schwaikheim)zugunsten von Sechstagerennen auf eine Olympia-Nominierung verzichtethatte. «So ein Fulst hört nicht einfach auf. Der ist ja auch einFuchs. Er hätte in Peking einen geschichtsträchtigen Auftritt habenkönnen: Zum fünften Mal Olympia. Es gibt nicht viele, die daserleben», erklärte Lehmann.

Völlig unklar aber ist ihm, weshalb der Vierer bei den vierWeltcups in Sydney, Peking, Los Angeles und Kopenhagen nur Zeiten von4:11 Minuten und langsamer angeboten hat. «Wir sind in Stuttgart 1991schneller gefahren», sagte er verständnislos und erinnerte an denWeltrekord von 4:08,064 Minuten. Für Lehmann ist es keine Frage desgemeinsamen Übens: «Entweder ich kann schnell fahren oder ich kann esnicht. Da ist es egal, ob ich nun vier oder fünf Zentimeter Abstandzum Vordermann habe.»