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Radsport Radsport: Ullrich kann bald aus der Affäre sein

Von Andreas Zellmer und Catherine Simon 09.03.2008, 16:43

Berlin/Freiburg/dpa. - Laut «Focus» bemühten sich Ullrichund seine Anwälte bei der Staatsanwaltschaft Bonn um eine gütlicheEinigung, Klöden muss dagegen die Vorladung der StaatsanwaltschaftFreiburg fürchten. Das Nachrichten-Magazin berichtete, gegen dieZahlung von einer Millionen Euro und ein Doping-Eingeständnis, mitEufemiano Fuentes zusammengearbeitet zu haben, wolle die BonnerStaatsanwaltschaft auf das drohende Verfahren wegen Betrugs zumNachteil des ehemaligen Ullrich-Arbeitgebers T-Mobile verzichten.

«Ich habe meine Rechtsanwälte gebeten, den Sachverhalt aufzuklärenund die zur Wahrung meiner Persönlichkeitsrechte erforderlichenSchritte zu ergreifen», erklärte Klöden unterdessen auf seinerWebseite und reagierte damit auf einen Artikel der «SüddeutschenZeitung». Sie hatte am Samstag berichtet, dass Ex-Profi und Doping-Kronzeuge Patrik Sinkewitz bei einer Vernehmung die Namen Klöden undMatthias Kessler genannt haben soll. Sie sollen ihn zu Beginn derTour de Frane 2006 in die Uni-Klinik Freiburg begleitet haben.

«Klöden hat uns glaubhaft versichert, dass er mit der Sache nichtszu tun hat. Deshalb gibt es von unserer Seite gegen Andreas jetztkeine Sanktionen. Es gibt im Augenblick keine Handhabe dafür, aberwir werden die Sache weiter verfolgen», sagte Astana-SprecherPhilippe Maertens am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Demzuständigen Staatsanwaltschaft sei zur Klärung der Angelegenheit«bereits vor der derzeitigen Berichterstattung Kooperations-Bereitschaft», hieß es auf der Klöden-Homepage weiter. Allerdings seinach den Worten des Wahlschweizers Klöden, 2004 und zuletzt 2006trotz verzögerter Saisonvorbereitung wegen Krankheiten undVerletzungen jeweils Tour-Zweiter, die beantragte Akteneinsicht nochnicht gewährt worden.

Nach einer erneuten Vernehmung des geständigen DopingsündersSinkewitz weitet die Staatsanwaltschaft Freiburg ihre Ermittlungen imRadsport aus. Es sei «nicht sehr wahrscheinlich, dass Sinkewitzalleine gedopt hat», sagte Staatsanwalt Wolfgang Maier. Er erklärte,Sinkewitz habe bei der Vernehmung die Namen anderer Rad-Profisgenannt. Maier kündigte «bis kommenden Freitag» die Vernehmungen derfrüheren Sinkewitz-Freundin sowie weiterer Fahrer an. Die Freundinsoll den 27-jährigen Hessen am Abend nach dem Tour-Prolog vonStraßburg nach Freiburg begleitet haben, wo nach Sinkewitz-AussageEigenblut-Doping unter der Regie der damaligen T- Mobile-Ärzte LotharHeinrich und Andreas Schmid vorgenommen werden sollte.

Die «Süddeutsche Zeitung» hatte berichtet, dass die damaligen T-Mobile-Fahrer Klöden und Kessler auch beim «Blutdoping-Abstecher insKlinikum Freiburg» dabei gewesen sein sollen. Die Namen Klöden undKessler wollte Maier jedoch weder bestätigen noch dementieren. DerSinkewitz-Anwalt Michael Lehner, der auch den Molekular-Biologen undAnti-Doping-Aktivisten Werner Franke vertritt, der im Rechtsstreitmit Ullrich liegt und Anzeige gegen Klöden erstattet hat, wollte aucham Sonntag auf Anfrage keinen Kommentar zu dem Zeitungs-Artikelabgeben. Sinkewitz war nach vorausgegangenen Aussagen zu seinemTestosteron-Doping-Vergehen im Vorfeld der Tour 2007 in den Genussder Kronzeugen-Regelung gekommen. Seine Sperre wurde reduziert, under darf ab 18. Juli 2008 wieder Wettkämpfe bestreiten - allerdingsist er weiter auf Rennstall-Suche.

Klöden und der bis Mitte 2009 ebenfalls wegen Testosteron-Dopingsgesperrte Kessler bestreiten, jemals Blut-Doping betrieben zu haben.Klöden fährt seit 2007 für den kasachischen Astana-Rennstall, der indiesem Jahr von Giro d'Italia und Tour de France wegen seiner Doping-Vergangenheit ausgeladen wurde. In der nächsten Woche soll er inPortugal wieder zum Einsatz kommen. Kessler, der 2006 seine ersteTour-Etappe gewonnen hatte, war von Astana nach seinem Testosteron-Dopingfall im April 2007 fristlos entlassen worden.

Einen Tag vor der Sinkewitz-Fahrt zur Freiburger «Frischzellen-Kur» waren der damalige T-Mobile-Kapitän Ullrich, sein persönlicherBetreuer Rudy Pevenage und T-Mobile-Profi Profi Oscar Sevilla wegenvermuteter Verbindungen zum Doping-Arzt Fuentes suspendiert worden.Im letzten Eintrag auf seiner Internetseite beschäftigt sich Ullrichnicht mit dem möglichen Ende seines Justiz-Marathons, sondern mitseiner Südafrika-Reise und einem Benefizrennen in Kapstadt.