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Radsport Radsport: Klöden droht WM-Aus

Von Andreas Zellmer 15.08.2007, 14:51

Kufstein/dpa. - Trotzdem droht demin Kreuzlingen in der Schweiz lebenden Leichtgewicht das WM-Aus.Nicht, weil er in zwei Teams arbeitete beziehungsweise noch arbeitet,in denen flächendeckend gedopt wurde und seine Haltung zum Themateilnahmslos und wenig glaubhaft ist. Sondern schlicht, weil ihmFahrpraxis fehlt.

Seit dem Tour-Aus seines kompletten Astana-Teams am 24. Juli fuhrKlöden nur noch ein Einladungs-Rennen in Rhede. Auch in den nochausbleibenden fünfeinhalb Wochen bis zum WM-Straßenrennen am 30.September in Stuttgart sieht es nicht nach professionellerBeschäftigung für den 32-Jährigen aus. Sein umstrittenes Team, das inden vergangenen zwei Monaten vier Dopingfälle zu beklagen hatte,steht vor der Auflösung und ist seit dem Tour-Abgang inaktiv. Team-Manager Marc Biver muss sich am 23. August vor dem Weltverband UCIverantworten. Im Gespräch mit dem Vorsitzenden des ProTour-Rates,Vittorio Adorni, solle der Luxemburger zu den Dopingfällen Stellungbeziehen, berichtet das Radsport-Internetportal «cyclingnews.com».

Mit dem Argument «zu wenig Rennpraxis» könnte der Bund DeutscherRadfahrer, der Klöden bei den Deutschen Meisterschaften am 1. Juli inWiesbaden in den Olympia-Kader berief, relativ elegant ein kleinesProblem lösen. Denn so manchem würde ein Klöden-Start in Stuttgart,wo die durch Doping belastete Sparte wieder einmal einen vielbeschworenen Neuanfang starten soll, schwer einleuchten. Auch wenndie Sport-Bürgermeisterin Susanne Eisenmann im Gegensatz zu einemStart des geständigen Erik Zabel gegen die mögliche Teilnahme Klödensnichts einzuwenden hätte. Bei dem Astana-Fahrer, der in seinerKarriere alle Doping-Kontrollen ohne positiven Befund passierte,hätte die Unschuldsvermutung zu gelten, erklärte die CDU-Politikerin.

«Wir werden bei der Präsidiumssitzung am 29. August einenvorläufigen WM-Kader von 18 Fahrern für neun Plätze im Straßenteamund zwei Plätze beim Zeitfahren nominieren. Es gelten dabeisportliche Gesichtspunkte, aber auch sportpolitische. Wir hatten inden vergangenen Jahren WM-Erfolge mit funktionierendem Teamwork. Dazugehört, dass sich manche auch unterordnen müssen», sagte Verbands-Sportdirektor Burkhard Bremer der Deutschen Presse-Agentur dpa.Klöden hätte «das Problem, dass er die Spanien-Rundfahrt zur WM-Vorbereitung nicht fahren kann», meinte der Berliner Funktionär.Vielleicht sind diese Äußerungen bereits als Rote Karte für Klöden zuwerten.

Klöden erklärte kürzlich auf seiner Homepage, dass er sich nachder Tour-Enttäuschung gewissenhaft im Training mit seinem CoachThomas Schediwie auf die Titelkämpfe im eigenen Land vorbereitenwolle. Die umfangreichen Doping-Geständnisse seiner früheren Telekom-Team-Kollegen Zabel, Rolf Aldag und Udo Bölts ließen den Freund desebenfalls verdächtigten Jan Ullrich ziemlich kalt. Er hätte vonflächendeckendem Manipulationen nichts mitbekommen, erklärte Klöden.

Ähnlich scharf war seine Beobachtungsgabe im Astana-Team, das mitseinem Personal einer Telekom-Dependance glich. Bei der Tourreagierte er auf das Thema Doping hoch allergisch und hatte dengeständigen Jörg Jaksche als «durchgeknallt» bezeichnet.