Premiere Premiere: Turnier mit Ehemaligen
Aschersleben/MZ. - Und dabei gehörten die Schachspieler zu den Gründungsmitgliedern des Vereins, der im kommenden Jahr seinen 60. Geburtstag feiert.
Was lange auf sich warten lässt - wird gut, könnte jetzt die Überschrift über die Veranstaltung des Wochenendes heißen. Rund fünf Stunden lang duellierten sich die 18 Teilnehmer des Blitzschachturniers im Vereinshaus des SV Lok. Am Ende gab es einen Favoritensieg. Mit 13 Siegen, vier Remis und 15 Punkten sicherte sich Gerhard Köhler den ersten Platz. Er verwies damit Michael Neef (14,5 Punkte, 14 Siege, ein Remis, 2 Niederlagen) und Sebastian Leditschke (13,5 / 13 / 1 / 3) auf die weiteren Podiumsplätze. Leditschke war damit übrigens bester Ascherslebener. Für einen im Blitzschach eher ungewöhnlichen Turnierverlauf sorgte aus seiner Sicht Freimuth Neef, der es auf insgesamt sieben Remis brachte. Am Ende reichte es für ihn für den elften Platz.
Der sportliche Teil war aber nur die eine Seite der Medaille. Für die, die gekommen waren, war das Wiedersehen mit den ehemaligen Sportkameraden vielleicht noch viel interessanter. Dabei musste der eine oder andere im ersten Moment manchmal schon überlegen, wer ihm da am Schachbrett gegenübersaß. Aber irgendwie erkannten sich schließlich alle wieder.
Turniersieger Gerhard Köhler, inzwischen 51 Jahre alt, hatte sogar eine Schachuhr und ein Schachbrett mitgebracht, Dinge, die er 1968 bei den Schülerbereichsmeisterschaften und 1970 bei den Jugendkreismeisterschaften als Siegerpreise überreicht bekommen hatte. Köhler gehört zu den erfolgreichsten Schachspielern, die aus dem heutigen SV Lok Aschersleben hervorgegangen sind. Er hatte das Schachspiel bei seinem heute 88-jährigen Lehrer Erich Thormann erlernt. Beide trafen sich am Sonnabend im Spiellokal wieder. Köhler, der verheiratet ist und drei Kinder hat, feierte seine größten Schacherfolge als Jugendlicher. So belegte er zweimal den dritten Platz bei den DDR-Jugendmeisterschaften und stand sogar zweimal in der Jugend-Nationalmannschaft. Übrigens gemeinsam mit dem heutigen Nationaltrainer Uwe Bönsch. Mit 14 Jahren war Gerhard Köhler zu Chemie Lützkendorf gewechselt, wo er als Jugendlicher im Männerteam in der DDR-Oberliga spielte. Später folgte noch ein Vereinswechsel zur SG Halle-Neustadt. Seit vielen Jahren setzt sich der promovierte Diplomökonom und heutige Geschäftsführer der Orwo Net GmbH in Wolfen aber nur noch ganz selten ans Brett, wie er selbst sagt. Am Sonnabend hat er aber bewiesen, dass er es immer noch kann.
Richtig Zeit zum Fachsimpeln und zum Schwelgen in den Erinnerungen hatten die Teilnehmer dann am Abend. Da hatte Organisationschef Günter Thormann noch einmal in das Vereinsheim eingeladen - zu einem gemütlichen Abend.
Da waren mit Klaus und Oda Mahnert, Hans Hecke, Klaus Jacob und Heidrun Poeschel weitere ehemalige Lok-Schachgrößen gekommen. Alle stöberten in einem Stapel von Fotos, die meisten in Schwarz-Weiß, und ließen sich von diesen in Sachen gemeinsame Erlebnisse inspirieren. An diesem Tag entstand dann bei einigen auch die Idee, wieder ein "Erhard-Wald-Gedenkturnier" - vielleicht sogar mit internationalen Titelträgern - ins Leben zu rufen.
Unter Erhard Wald hatte der Ascherslebener Schachsport wahrscheinlich seine bisher größte Anziehungskraft erreicht, sagt der heutige Abteilungsleiter Günter Thormann. So saßen bei Kreismeisterschaften in den Sechzigerjahren manchmal mehr als 100 Teilnehmer an den Tischen.