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Postwertzeichen Postwertzeichen: Feiningers «Marktkirche in Halle»ziert neue 55-Cent-Marke

22.11.2002, 12:07

Halle/jbo. - Die Sonderpostwertzeichen-Serie «Deutsche Malerei des 20. Jahrhunderts» würdigt in lockerer Folge maßgebliche Repräsentanten der deutschen Malerei des vergangenem Jahrhunderts. Auf der neuesten Briefmarke, die am 25. November im halleschen Stadthaus vorgestellt wird, ist die «Marktkirche von Halle zur Abendstunde» von Lyonel Feininger zu sehen. Um 14.30 Uhr wird Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler aus den Händen des Staatssekretärs Karl Diller ein druckfrisches Exemplar erhalten. Auch die Galerie Moritzburg, die Franckeschen Stiftungen, das Stadtarchiv, Hans-Dietrich Genscher, Ex-OB Klaus Rauen, Feiningers Sohn T. Lux Feininger werden mit Albumsausgaben bedacht.

Hallenserinnen und Hallenser können die Marke dann im Dezember auf ihrem Postamt erstehen. Die Feiniger-Briefmarke ist übrigens schon die zweite Marke in diesem Jahr, mit der man seiner Post etwas mehr «Lokalkolorit» verleihen kann: Auch zum Universitätsjubiläum war eine Sondermarke erschienen.

Die Halle-Bilder des New Yorker Künstlers entstanden zwischen 1929 und 1931 im Auftrag des halleschen Magistrats. Damals kam der Bauhausmeister auf Einladung von Oberbürgermeister Richard Robert Rive und Museumsdirektor Alois Schardt aus dem nahen Dessau nach Halle, um eine Stadtansicht Halles zu malen. Das Bild, das auf der Briefmarke verewigt wurde, zeigt die aus dem frühen 16. Jahrhundert stammende Marienkirche von Osten, davor den bevölkerten Marktplatz und am rechten Bildrand den Roten Turm. Durch den Größenunterschied zwischen Figuren und Architektur wie durch die prismatische Auffächerung erscheint der Bau erdentrückt, nach oben und mithin zum Geistigen hinaufstrebend. Die gotische Kirche wird so, ganz im Sinne der Romantik, zur architektonischen Utopie einer Sehnsucht nach dem Unendlichen. Häufig hat man deshalb Caspar David Friedrich zu den künstlerischen Ahnherren Feiningers gerechnet, obgleich dessen Ansichten alter Städte und Dörfer formal durchaus zeitgenössisch vom Kubismus und besonders von den Eiffelturmbildern Robert Delaunays beeinflusst sind.

Entgegen der ursprünglichen Absicht entstanden im Ergebnis des Halle-Aufenthaltes von Lyonel Feininger nicht eins sondern elf Gemälde sowie neunundzwanzig großformatige Zeichnungen, die alle, laut Vertrag der Stadt Halle vom 16. Juni 1931, in den Besitz des «Städtischen Museums für Kunst und Kunstgewerbe» in der Moritzburg übergingen. Nach 1931 bildeten die Werke der Halle-Serie den Mittelpunkt einer anlässlich des sechzigsten Geburtstages von Lyonel Feininger veranstalteten Ausstellung in der Berliner Nationalgalerie. 1935 wurden alle Gemälde Feiningers von dem durch die Nationalsozialisten eingesetzten Direktor des Moritzburg-Museums aus den hiesigen Ausstellungsräumen entfernt. Zwei Jahre darauf erfolgte ihre Beschlagnahme in der nationalsozialistischen Aktion «Entartete Kunst».

Neben der Marktkirche bildete der Dom der Stadt – zwei Gemälde sind ihm gewidmet – eines der wichtigsten Motive für den Künstler. 1997 konnte die Stadt Halle das Gemälde «Der Dom zu Halle» von der Ferdinand-Möller-Stiftung erwerben. Bereits 1991 waren fast alle erhaltenen Halle-Bilder des deutsch-amerikanischen Malers Lyonel Feininger in einer Ausstellung in der Moritzburg zu sehen.

Für Philatelisten:
Entwurf: Prof. Ernst Jünger und Lorli Jünger, München
Druck: Offsetdruck der Wertpapierdruckerei Leipzig GmbH
Größe: 55,0 x 32,8 mm
Papier: gestrichenes weißes fluoreszierendes Postwertzeichenpapier DP 2
Motiv: Gemälde «Marktkirche von Halle», 1930
Wert: 55 Cent
Ersttagsstempel: Prof. Ernst Jünger und Lorli Jünger, München