Porträt Porträt: Schiedsrichter verbannt Träume in Warteschleife
BERGWITZ/MZ. - Michael Schenke fühlt sich noch ein wenig "zu grün hinter den Ohren", um bereits über das Thema Träume zu sprechen. Der 26-jährige Schiedsrichter und Hobby-Marathonläufer weiß, wie schnell eigene Grenzen erreicht sind. Die erste Landesklassenpartie (Annaburg - Gräfenhainichen 4:2) hat der Referee des ESV Bergwitz 05 mit Bravour gemeistert, aus seiner Sicht war alles okay. "Ich denke, im Landesmaßstab geht noch einiges. Natürlich gehe ich nicht blauäugig an die Sache heran und träume schon jetzt von der Verbandsliga."
Der Mann im blauen Dress ist Schiedsrichter mit Leib und Seele. Es mache ihm "einfach Spaß", ein Spiel zu leiten, bei seiner Premiere bekam er sogar einen kleinen Ritterschlag verabreicht. "Ein Spieler aus Gräfenhainichen wollte vor dem 1:1 ein Foul an einem Mannschafskollegen gesehen haben. Als ihm dieser in der Halbzeitpause erklärte, dass alles korrekt war, kam er zu mir und hat sich für seine Äußerung entschuldigt." Für Schenke gibt es zwei Arten von verbaler Verständigung. Das übliche Gemecker nach Tatsachenentscheidungen dringe bereits nicht mehr in den Hörkanal ein, geht es "ins Persönliche", greift der 26-Jährige durch. "Viele Diskussionen auf dem Platz sind schlecht für das Image. Dann ist der Schiri angreifbar. Wer mit Karten um sich wirft, verliert an Glaubwürdigkeit."
Unter ständiger Beobachtung
Angefangen hat alles vor fünf Jahren. Schenke erhielt vom Schiedsrichterausschuss des Fachverbandes Wittenberg das Rüstzeug für eine Karriere mit der Trillerpfeife verpasst und leitete am 17. April 2005 das B-Jugendmatch Gräfenhainichen kontra Piesteritz. Der Bergwitzer ist sich heute noch nicht sicher, ob er damals alles richtig gemacht oder ob der KFV "einen jungen Mann mit Perspektive" gesucht habe. Anschließend lernte der heute 26-Jährige alle Sportplätze des Landkreises kennen und blieb unter ständiger Beobachtung. Der "Tag X" kam schneller als erwartet. Schenke musste beim Landesklassen-Abstiegsknaller Mosigkau gegen Einheit Wittenberg assistieren, der Sprung ins kalte Wasser war seitens des Schiedsrichterausschusses geplant. "Daniel Weiske, André Wegner und Marko Hoffmann haben mich danach für höhere Aufgaben empfohlen."
Prüfungen bestanden
Am 13. Juni um 10 Uhr stand für den Bergwitzer ein Regel- und Leistungstest in Magdeburg auf dem Programm. Schenke erinnert sich noch dunkel, dass er 15 Fragen beantworten musste, für die es maximal 30 Punkte gab. Nach bestandener Theorieprüfung ging es ab auf die Tartanbahn. Hier war der 26-Jährige voll in seinem Element. Als Hobbyläufer bereitet er sich gezielt auf den Graz-Marathon vor, die geforderten Intervalleinheiten passten prima in seinen Trainingsplan. In Magdeburg wurden Spielsituationen simuliert. 40-Meter-Sprint in mindestens 7,5 Sekunden, kurze Verschnaufpause - und weiter ging's im gleichen Rhythmus. "Nach geschaffter Prüfung haben sich Kreis- und Landesverband noch einmal verständigt. Grünes Licht hat dann der KFV Wittenberg gegeben." Schenkes Terminkalender hat derzeit kaum freie Stellen. Der nächste Einsatz auf Landesebene ist bereits fix. Als zweiter Assistent wird der Bergwitzer Dirk Meißner (Eintracht Elster) im Landesliga-Match Brachstedt gegen Dessau 05 an der Seitenlinie unterstützen.