Plagiate Plagiate: Geheime Handy-Hits
Halle/MZ. - Unverfroren imitiert das Gerät Apples Erfolgsmodell - bis hin zu schicken technischen Details wie dem automatisch auf Breitbildformat umschaltenden berührungsempfindlichen Bildschirm. Und ein bisschen haben die Chinesen das iPhone sogar verbessert: Ihr Modell hat Platz für zwei Sim-Karten.
Selbstverständlich ist Apple sauer. Weil der iPhone-Erfinder Verkäufer des Hiphone bedrängt, gibt es das Handy in deutschen Läden nicht zu kaufen. Im Internet-Auktionshaus Ebay dagegen gehen Hiphones und die noch etwas detailreicher kopierten Cect-Touch-Handys Cool 999 und A8+ weg wie warme Semmeln. Mehrere hundert Apparate wechseln jede Woche den Besitzer, insgesamt hat Cect bereits mehrere Millionen Apparate verkauft.
Kein Wunder, denn statt wie für ein echtes iPhone 300 bis 400 Euro zu zahlen, kommt der Käufer hier meist mit Beträgen zwischen 100 und 180 Euro weg. Das ist viel Geld für ein Handy, das nur aussieht wie ein Edel-Gerät. Trotz optischer Verwechslungsgefahr ziehen die chinesischen Nachbauten im Vergleich den Kürzeren.
Während das iPhone ein speziell angepasstes Mac-OS-X-Betriebssystem verwendet, laufen die Fälschungen mit Windows Mobile. Dem internen Speicher von acht GB Flash-Speicher des Originals hält der Klon 532 MB auf einer Flash-Speicherkarte entgegen. Während das Apple-Produkt über ein 3,5-Zoll-Display mit 16 Millionen Farben verfügt, hat das "Cool 999" nur auf 3,2 Zoll nur 65 000 Farben. Der Amerikaner David Navarro hat in seinem Buch "Der Kampf um die Zukunft" (Finanzbuchverlag) ausgerechnet, dass die Gewinnspannen im Geschäft mit den Nachahmer-Produkten höher sind als im Drogenhandel. Bei Herstellungskosten von etwa 20 Euro kostet ein Cool 999 auf einem Markt in Shanghai etwa etwa 60 Euro. Händler wie die Reach Coal Group aus Guangdong, die so ziemlich jedes Handy-Modell der Welt als Kopie anbieten, verkaufen die Geräte an Großkunden für etwa 80 Euro.
Auf dem virtuellen Ebay-Ladentisch in Europa bringen als Sumsung-Phone imitierte Samsung-Modelle oder Motorolas Dolce & Gabana-V3 dann doppelt soviel. Wenn sie unbedarften Käufern nicht gar als echte Samsungs und Motorolas untergejubelt werden. Aus denselben Fabriken kommen sie sowieso: Alle großen Marken-Hersteller lassen ihre Handys inzwischen von Auftragsfertigern wie dem US-Unternehmen Flextronics in der chinesischen Sonderwirtschaftszone Zhuhai herstellen. Nahezu alle Teile kommen von chinesischen Zulieferern.