Pferdesport/Dressur/EM Pferdesport/Dressur/EM: Ulla Salzgeber mit neuerlichem Triumph
Verden/Aller/dpa. - Die deutsche Dressur-Equipe hat ihr Titel-Abonnement verlängert. Vor rund 10 000 Zuschauern ist sie am Freitagmit 5 610 Punkten in der niedersächsischen Reiterstadt Verden zum 19.Mal nacheinander und souverän wie eh und je Mannschafts-Europameistergeworden. Lediglich bei der ersten Dressur-EM 1963 in Kopenhagen gabes einen britischen Sieg; seinerzeit waren jedoch nur zwei Teams amStart gewesen. Die vom Hamburger Dressur-Trainer Jürgen Koschelbetreute niederländische Equipe musste mit 5 431 Punkten zum drittenMal in Folge mit dem zweiten Rang vor Dänemark (5 359) zufrieden sein.
Der Sieg war bereits nach der dritten deutschen Reiterin HeikeKemmer (Winsen/Aller) mit ihrem 14-jährigen Oldenburger Wallach Albanoso gut wie sicher, als sie nach einer hervorragenden und nervenstarkenVorstellung im Grand Prix 1 806 Punkte erreicht und damit ihre ersteEM-Nominierung gerechtfertigt hatte. Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen),die mit ihrem 13-jährigen lettischen Fuchswallach Rusty nach Wechsel-und Galopp-Fehlern mit 1 873 Punkten etwas unter ihren Möglichkeitenblieb, sicherte am Ende trotzdem den neuerlichen Triumph der einsam inEuropa herrschenden deutschen Dressurreiterinnen. Die viermaligeOlympiasiegerin Isabell Werth (Rheinberg) mit Antony und NadineCapellmann (Aachen) mit Farbenfroh hatten schon am Donnerstag mitihren starken Ritten ein sicheres Fundament geschaffen.
«Für mich hat sich in Verden ein 18 Jahre langer Traum erfüllt.Endlich einmal an einer Europameisterschaft teilzunehmen und danngleich den Titel zu gewinnen. Das ist die Krönung meiner Laufbahn»,erklärte die 49-jährige Berlinerin Heike Kemmer und fügte hinzu: «Esist nun einmal in Deutschland sehr viel schwerer, sich für eininternationales Championat im Dressurreiten zu qualifizieren, als dannauch eine Medaille zu gewinnen.» Championats-Neuling Heike Keimmer,heute in Winsen/Aller zu Hause, war am Freitag die glücklichste Frauim traditionsreichen Reiterstadion von Verden. Vater Joachim Kemmer,war gerührt: «Darauf haben wir wirklich lange hingearbeitet. Es wareine sehr gute Vorstellung.» Heike Kemmers Leistung war umsoeindrucksvoller, als während ihres Rittes strömender Regen einsetzte,doch Ross und Reiterinnen ließen sich nicht beeindrucken.
Isabell Werth hat nunmehr seit 1989 sieben Mannschafts- und vierEinzel-Titel bei Dressur-Europameisterschaften gewonnen. Mit ihren nunelf EM-Siegen hat die 32-jährige Juristin zu dem vor zwei Jahrenverstorbenen deutschen Abonnements-Champion Reiner Klimke aus Münsteraufgeschlossen, der in seiner Laufbahn acht Mal Mannschafts- und dreiMal Einzel-Europameister werden konnte. Beide haben nie gemeinsam ineiner deutschen Equipe bei Europameisterschaften geritten.
Doch ob die erfolgreichste deutsche Dressurreiterin am Sonntag auchwieder um eine Einzelmedaille reiten darf, ist völlig offen: HeikeKemmer und Isabell Werth trennen vor dem Grand Prix Special am Samstagganze 10 Punkte - maximal drei Reiter pro Nation aber dürfen amSonntag im Grand Prix Kür-Finale nur antreten. «Das wird ein ganzspannender Kampf, denn Isabell Werth hat immer wieder bewiesen, dasssie kämpfen kann», prophezeit Heike Kemmer, «aber ich auch.» IsabellWerth gab sich optimistisch: «Das wird noch ganz spannend für alle.»