Personalkrise Personalkrise: FC Bayern unter Zugzwang
München/dpa. - «Es istnicht so, dass wir sorgenfrei sind», räumte Manager Uli Hoeneß amMittwoch angesichts der ambitionierten Zukunftspläne des deutschenRekordmeisters ein. «Wir müssen langsam aufpassen mit unserem Kader».Vor allem die Lücke im Mittelfeld, in dem der Weggang von MichaelBallack noch nicht verkraftet wurde, droht sich nach den jüngstenNackenschlägen auszuweiten.
Mit seiner einsamen Entscheidung hatte Deisler die Bayern-Oberenkalt erwischt. «Jetzt muss ich mich erst einmal erholen», war Hoeneßfast sprachlos. Panikkäufe, die bei praller Kriegskasse finanziellmöglich wären, schloss Hoeneß aber aus. «Wir werden jetzt sicherlichkeine Schnellschüsse machen», sagte der Manager. Die Planungen fürden weiteren Umbau des Kaders müssten «in Ruhe» bis zur Sommerpausevorangetrieben werden. «Aber manchmal sind Umbauten, zu denen mangezwungen wird, nicht die schlechtesten Lösungen.»
Kurzfristig sieht auch Trainer Felix Magath im Kampf um diedeutsche Meisterschaft sowie in der Champions League keinenHandlungsbedarf. «Im Moment reicht der Kader für unsere Ziele. Ichhabe noch ein paar Mittelfeldspieler», sagte der Coach. Doch mitBlick auf die Zukunft dürfte beim deutschen Branchenprimus nach dem«schwarzen Dienstag» das Werben auch um internationale Top-Spielerverstärkt werden. Vor allem im Mittelfeld, in dem der Verein nebenDeisler zum Saisonende auch «Dauerbrenner» Hasan Salihamidzic(Wechsel zu Juventus Turin) sowie Routinier Mehmet Scholl(Karriereende) verliert, steht der Verein unter Druck.
«Wir bemühen uns um die ein oder andere namhafte Verstärkung»,hatte Hoeneß schon im Trainingslager in Dubai die Lage skizziert.Doch wie beim Franzosen Franck Ribéry, für den die Bayern ihrInteresse ganz offiziell bei Olympique Marseille angemeldet haben,stehen auf internationaler Ebene die Karten für den deutschenRekordmeister alles andere als gut. Bis zu 40 Millionen Euro will derVerein in neue Spieler investieren, doch in ein «Spiel ohne Grenzen»soll weiterhin nicht eingestiegen werden. «Bei Spielern, die unswirklich verstärken könnten, hat man es als Gegner mit Vereinen wieChelsea, AC Mailand, Real Madrid oder FC Barcelona zu tun», beschriebHoeneß das Dilemma. «Und das ist nicht ganz so einfach.»
Neben dem Werben um erfahrene Top-Spieler setzt der Meisterdeshalb auch weiter auf junge Spieler. Mit dem Noch-Aachener JanSchlaudraff, für Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge «einer derhoffnungsvollsten jungen deutschen Spieler», hat Magath für die neueSaison schon einen möglichen Scholl-Nachfolger in seinen Reihen. Alsnächster könnte Hamit Altintop von Schalke 04 ins Visier der Bayerngeraten. Der türkische Nationalspieler muss bis Ende Märzentscheiden, ob er bis 2011 im Ruhrgebiet bleiben will.
Unterdessen will Bayern-Präsident Franz Beckenbauer auch eineRückkehr Deislers nicht gänzlich ausschließen. «Ich gebe die Hoffnungauf Sebastian Deisler noch nicht ganz auf», schrieb er in seinerKolumne für die «Bild»- Zeitung. «Die Tür für Sebastian Deislerbleibt offen.» Ein Hoffnungsschimmer kam von Deislers PsychiaterProfessor Florian Holsboer: «Deisler hat seine Depression vollkommenüberwunden», sagte der Direktor des Münchner Max-Planck-Instituts fürPsychiatrie in der Münchner «Abendzeitung».