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Paralympics Paralympics: Czyz widmet Weltrekord seinem «Daddy»

Von Britta Körber und Frank Kastner 16.09.2008, 14:50

Peking/dpa. - Es war nicht sein Jahr, aber es war sein Wettkampf:Trotz eines vor sechs Wochen erlittenen Mittelfußbruchs sprang deroberschenkelamputierte Wojtek Czyz vom 1. FC Kaiserslautern mit einem6,50-Meter-Satz Weltrekord - und holte bei den Paralympics in PekingGold im Weitsprung. «Ich hatte dieses Jahr nur zwei Wettkämpfe,nachdem ich zwei Operationen am Stumpf und am Kiefer hatte». Anfangdes Jahres kam dann noch das Pfeiffer'sche Drüsenfieber hinzu. WenigeTage vor Peking erkrankte auch noch sein Vater schwer. «Ihm widme ichnun dieses Gold», sagte der dreifache Paralympics-Sieger von Athen,der bei der Siegerehrung am Dienstag mit den Tränen zu kämpfen hatte.

Czyz, der auf dem besten Weg zum Fußball-Profi war, hat seitseinem Schicksalsschlag gelernt, zu kämpfen. Vor seinem feststehendenWechsel zu Fortuna Köln spielte er am 15. September 2001 ein letztesMal für seinen Verein VfR Grünstadt. Nach einem langen Pass prallteer voll mit dem gegnerischen Torwart zusammen. «Er trifft mich mitseinem gestreckten Bein direkt - und mit voller Wucht - am Knie.Seinen Blick werde ich nie vergessen! Ob es Absicht war oder nicht,weiß nur er - und ich», erinnert sich Czyz, der nach etlichenOperationen sein Bein neun Tage später verlor. «Eine Welt bricht fürmich zusammen. All meine Träume sind zunichte gemacht worden.»

Drei Jahre später gewann er bei den Paralympics in Athen dreiGoldmedaillen. Als ihn der damalige Bundeskanzler Schröder bei derSiegerehrung innig umarmt, wird er auch in Deutschland zum Star. Dochsein Motto «Denke nicht an das, was du warst, sondern an das, was dubist und zu sein dich sehnst» formte ihn auf seinem immer wiedersteinigen Weg. «Er musste aufgrund seiner gesundheitlichen Problemeseinen Rhythmus umstellen, damit sein gesundes Bein geschont wird.Doch letztlich haben er und sein Trainerteam alles richtig gemacht»,lobte Leichtathletik-Bundestrainer Ralf Otto.

In China bestritt Czyz «den Wettkampf seines Lebens». Schon imersten Versuch schraubte er seinen eigenen Weltrekord (6,23) auf 6,50Meter. «Ich musste volles Risiko gehen und alles in diesen erstenVersuch packen. Ich wusste ja nicht, wie lange der Fuß hält. Zudemhat mich die Stimmung im Vogelnest quasi beflügelt», sagte der 28-Jährige, der unmittelbar nach der Siegerehrung erstmal seinen «Daddy»anrief. Czyz: «Zusammen werden wir auch diesen Schicksalsschlagmeistern, das Gold wird auch ihn ermutigen.»