1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Olympia - Eiskunstlauf: Olympia - Eiskunstlauf: Chinesischer Unfall überschattet Paarlauf

Olympia - Eiskunstlauf Olympia - Eiskunstlauf: Chinesischer Unfall überschattet Paarlauf

Von Britta Körber 14.02.2006, 18:30

Turin/dpa. - Ein spektakulärer und gefährlicher Unfall derchinesischen Silbermedaillengewinner Zhang Dan/Zhang Hao hat einender hochklassigsten Eiskunstlauf-Wettbewerbe der Geschichteüberschattet und die jubelnden Sechsten Aljona Sawtschenko und RobinSzolkowy zu Nebendarstellern degradiert. «Für mich haben die beidenGold geholt, solche Sportler braucht Deutschland. Das, was die beidenzuletzt durchgemacht haben, ist durchaus vergleichbar mit dem Sturzder Chinesen», sagte der wegen seiner Stasi-Vergangenheit umstritteneTrainer Ingo Steuer, der selbst 1994 in Lillehammer Mandy Wötzel nachihrem «Kinnfall» blutend vom Eis tragen und aufgeben musste.

Die beiden Zhangs, die nicht miteinander verwandt sind, waren amMontagabend als letztes Paar nach den brillanten und schon alsOlympiasieger feststehenden Tatjana Totmianina/Maxim Marinin an derReihe und wollten mit der Weltpremiere eines vierfachen Wurfsalchowsfür Aufsehen sorgen. Den 6000 Zuschauern in der Palavela-Arena vonTurin stockte der Atem, als die 20-Jährige aus luftiger Höhe fast im Seitspagat aufs Eis prallte und dann gegen die Bande krachte.

Die zierliche, 1,62 Meter kleine Chinesin hielt sich das Knie undkonnte zunächst nicht alleine aufstehen. Ihr Partner stützte sie,alle rechneten mit der Aufgabe. Doch nach längerer Beratung an derBande, die die erlaubte Unterbrechungspause von zwei Minuteneigentlich überschritt, liefen sie wieder los. «Wir wollten nichtaufgeben», sagte Zhang Hao, der Dan allerdings gar nicht fragte.

Tatsächlich gelang ihnen danach jeder Sprung und am Ende hieltensie Silber in den Händen. Der Gesamteindruck stimmte nicht mehr, dochdie Preisrichter vergaben einen Tapferkeitsbonus. «Das war eine sehrwertvolle Erfahrung für mich. Ich bin so hart gefallen und habehinterher alles hinbekommen», meinte die zerbrechlich wirkende ZhangDan, die später in eine Klinik gebracht wurde.

Harsche Kritik kam von Olympiasieger Marinin: «So ein Sprung istextrem gefährlich und gar nicht nötig nach dem neuen Wertungssystem.»Der Russe weiß, wovon er spricht. Vor einem Jahr stürzte PartnerinTatjana Totmianina mit dem Kopf aufs Eis und kam bewusstlos insKrankenhaus. Wegen allem, was sie zusammen durchgemacht haben, gingMarinin nach der zauberhaften «Romeo und Julia»-Kür vor Tatjana indie Knie und bedankte sich zum Ende der Karriere mit einem Handkuss.

Aljona Sawtschenko streckte nach einer gelungenen «Kampfkür» ihreFaust in den Himmel, fiel Partner Robin um den Hals und kündigtegroße Taten für die Zukunft an: «Ich bin einfach glücklich. Jetztwerden wir uns gut auf die Weltmeisterschaften vorbereiten, wo wireine Medaille wollen. Wenn man uns endlich in Ruhe lässt», sagte die22-Jährige kämpferisch. Vom 20. bis 26. März können die Vize-Europameister in Calgary auftrumpfen, zumal die Olympiasieger und diedrittplatzierten Chinesen Shen Xue/Zhao Hongbo dort fehlen werden.«Wir brauchen unseren Trainer, er ist so wichtig wie der Pinsel beimMalen», unterstrich Sawtschenko die Bedeutung von Steuer.

Für die Deutsche Eislauf-Union (DEU) ist klar, dass Steuer seinPaar in Kanada betreuen wird. «Es wäre nicht sinnvoll, so kurzfristigetwas zu ändern», sagte DEU-Präsident Reinhard Mirmseker. Doppel-Olympiasiegerin Katarina Witt, die Steuer zuletzt in Schutz genommenhatte, legte ihm eine Entschuldigung für seine Spitzeltätigkeitennahe. «Vielleicht wäre es schöner gewesen, wenn er sich einmalentschuldigt hätte», sagte sie in der ARD.

Steuer versäumte indes, klar Stellung zu seiner Vergangenheit zubeziehen und sagte nur: «Deutschland sollte einsehen, dass wir Dreiein gutes Team sind.» Seine ohnehin im Oktober auslaufendeZugehörigkeit zur Bundeswehr wird Steuer wahrscheinlich eher beendenmüssen. Zwar sagte Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU)bei seinem Besuch am Dienstag in Turin: «Es sind so fröhliche undherrliche Spiele, da wollen wir zu personellen Dingen keine Stellungnehmen.» Nach Olympia wird der Fall aber genau geprüft.