Olympia 2018: Dreikampf um Milliardenpreis
Vancouver/dpa. - Der Auftritt vor der Weltpresse war vielversprechend, doch im Bewerbungsmarathon um den Milliardenpreis Olympia 2018 brauchen die Münchner einen langen Atem. Spätestens nach der Konzept-Vorstellung aller Kandidaten in Vancouver ist das den deutschen Olympia-Machern klar geworden.
Ärgster Konkurrent scheint die südkoreanische Kleinstadt Pyeongchang zu sein. München hatte die bessere Präsentation, Pyeongchang hat die besseren Argumente. Der dritte Mitstreiter Annecy spielt in dem Duell nur eine blasse Nebenrolle ohne klares Konzept und klare Botschaft. Bei der Entscheidung am 6. Juli 2011 im südafrikanischen Durban könnten die Franzosen der deutschen Bewerbung allerdings wichtige Stimmen klauen und so Pyeongchang schon im ersten Wahlgang zum Sieger machen.
Knallharte Kampfansagen der drei Konkurrenten blieben beim ersten Treffen auf internationaler Bühne aus. «Wintersport gehört zur DNA der Deutschen», flötete die Münchner Frontfrau Katarina Witt im Blitzlichtgewitter der Fotografen, «ich denke, dass wir uns gut präsentieren konnten. Das wir gezeigt haben, wir sind ein Team und ziehen an einem Strang. Ich glaube, dass ist gut rübergekommen.» Bundesinnenminister Thomas de Maizière spielte den Botschafter für die finanzielle Garantieerklärung der Regierung - und den hohen Zuspruch in der Bevölkerung. Laut einer Umfrage sollen mehr als 75 Prozent aller Deutschen das ambitionierte Großprojekt positiv sehen.
Die Münchner Charmeoffensive kam an. Bewerbungschef Willy Bogner warb mit seiner Vergangenheit als Olympia-Teilnehmer (Squaw Valley/1960, Innsbruck/1964) und als Kameramann bei vier James Bond- Filmen. Oberbürgermeister Christian Ude pries die vom IOC gewünschte Nachhaltigkeit durch die erneute Nutzung von Olympiastätten der Sommerspiele 1972. München wäre die erste Olympia-Stadt überhaupt, in der nach Sommer- auch Winterspiele stattfinden würden. IOC- Vizepräsident Thomas Bach stellte die Vorzüge der Kompakt-Kandidatur dar und rühmte die Wintersport-Begeisterung im Land.
«Wir sind überzeugt, dass wir mit unseren erfahrenen Verbänden und freundlichen Volunteers einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Olympischen Spiele leisten können», sagte Bach, doch genau das behaupten die Gegner aus Südkorea auch. Zudem war Asien als größter und bevölkerungsreichster Kontinent erst fünfmal Olympia-Gastgeber, Europa dagegen schon 30 Mal. Auch der ungesättigte Wintersportmarkt Asiens ist ein gern genommenes Verkaufsargument der Favoriten. So oder so ist das Interesse an den Spielen 2018 gering wie lange nicht. Für 2006 waren immerhin sechs Städte im Rennen, 2010 sogar acht und 2014 hatte es sieben Kandidaten gegeben.
Pyeongchang ist zuletzt gegen Vancouver 2010 und Sotschi 2014 zweimal knapp gescheitert. Hartnäckig haben die Koreaner danach erneut zahlreiche Millionen investiert, die IOC-Anforderungen erfüllt und das eigene Profil weiter geschärft. «Wir haben dem IOC gut zugehört und unsere Lektion gelernt. Nie war eine Bewerbung kompakter als unsere. Außerdem stehen 91 Prozent der koreanischen Bevölkerung hinter uns», sagte Jin Sun Kim, Gouverneur der Provinz Gangwon.
Über die Münchner Probleme, die 30 Millionen Euro Bewerbungskosten ohne Steuergelder zu bezahlen, können Pyeongchangs Spitzenfunktionäre nur schmunzeln. Der milliardenschwere Ex-Samsung-Boss Kun Hee Lee, verurteilter Steuersünder, Wirtschaftsbetrüger und einflussreiches IOC-Mitglied in Personalunion, könnte die Kandidatur locker allein finanzieren. Lee, seit 1996 im IOC, gilt mit einem geschätzten Vermögen von fünf Milliarden Dollar als reichster Mann Südkoreas, das auch durch Athletenvertreter Moon Dae-sung im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vertreten ist. Samsung ist zudem einer von neun IOC-TOP-Sponsoren.
«Herr Lee wird als eines von zwei südkoreanischen IOC-Mitgliedern für unsere Bewerbung arbeiten», erklärte Yong Sung Park, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Südkoreas. Bis zum 15. März 2010 müssen die drei Städte alle Bewerbungsunterlagen und Garantiererklärungen beim IOC vorlegen. Wer den nun der größere Gegner sei, wurde Park noch gefragt. «München ist München», antwortete der neue NOK-Chef vieldeutig, «Annecy ist Annecy und Pyeongchang ist Pyeongchang.»