Olympia 2008 Olympia 2008: Der gemeinsame Traum
Halle/MZ. - Die Chance ist da. Groß ist sie nicht, das weiß Matthias Fahrig. Aber immerhin wird er eine bekommen. Bis vor kurzem hat der Turner des SV Halle nicht gewusst, ob er bei der nationalen Qualifikation überhaupt an die Geräte darf. Nun also hat er grünes Licht vom Verband. Nach der von "oben" verordneten Denkpause zeigt sich Fahrig nur noch entschlossener. "Ich will unbedingt nach Peking", sagt er im Brustton der Überzeugung. "Ich werde alles daran setzen, das auch zu schaffen." Helfen wollen ihm dabei eine Menge Leute: sein Heimtrainer Uwe Ronneburg zum Beispiel und noch einige andere aus Verein und Landesturnverband. Vor allem aber seine Freundin Tanja, die Rennkanutin, die wie er den Traum von Olympia träumt.
Zweimal hatte der Verband den Heißsporn wegen Disziplinlosigkeit für mehrere Monate aus der Nationalmannschaft verbannt. Von Unpünktlichkeit, Unkonzentriertheit und Unzuverlässigkeit war da die Rede als Folge von Diskobesuchen und Feten. Deshalb fehlte der EM-Dritte auch bei der WM. Tatenlos musste Fahrig mit ansehen, wie sich seine Teamkameraden auf den Bronzeplatz katapultierten. Das tat sicher weh. "Er hat dennoch weitertrainiert und ich hoffe mal, seine Lektion gelernt", sagt Ronneburg. Trotzdem, so denkt der Meistermacher, wird "Matzes Qualifikation ein harter Kampf. Denn eine intakte Mannschaft reißt man nicht so ohne weiteres auseinander". Bis an seine Leistungsgrenzen müsse der Junge gehen. Vor allem aber hat er den Nachweis zu bringen, dass man sich auf ihn verlassen kann, dass er sich in den Dienst der Mannschaft stellt, diszipliniert wie die anderen die eisenharte Vorbereitung durchzieht.
Der Coach glaubt, dass sein Schützling das schafft. Denn "seine Tanja tut ihm gut", begründet er seine Hoffnung. Seit Oktober sind die zwei zusammen. "Eine Freundin zu haben, die wie ich aus dem Leistungssport kommt, ist eine neue Erfahrung für mich", sagt Fahrig. "Sie hilft mir bei so vielen Dingen. Manches sehe ich jetzt aus einem anderen Blickwinkel." Zwischen ihnen gibt es viele Parallelen. Auch die Leipzigerin aus der olympiaerfahrenen Kanufamilie Schuck muss sich zurück an die Spitze kämpfen. Das Pfeiffersche Drüsenfieber hatte sie zu einer Auszeit gezwungen. Nun zählt nur noch das Peking-Ticket. Dafür hat die angehende Psychologin ihr Studium unterbrochen. Auch Fahrig streckt
seine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann um ein Jahr, Training hat nun Priorität. Demnächst steht ein Lehrgang in Kienbaum an. Danach geht's Schlag auf Schlag. Erst ein Wettkampf in Buttenwiesen, dann der Weltcup in Cottbus. Und nach der EM in Lausanne heißt es beim zweigeteilten Olympia-Ausscheid in Berlin und Chemnitz hopp oder top. Vor vier Jahren hat es Fahrig auf den letzten Pfiff geschafft. Dieses Kunststück will er noch einmal fertig bringen. Und damit eine Tradition fortsetzen. Denn seit der Wende hat immer ein Hallenser im Zeichen der olympischen Ringe geturnt.