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Oberliga Oberliga: SV Waldhof ist ein klarer «Sanierungsfall»

Von Wolfgang Brück 04.01.2007, 16:31

Mannheim/dpa. - Es herrscht mal wieder Alarmstufe 1 beim SVWaldhof Mannheim, doch das ist beim früheren Fußball-Bundesligistenkeine Seltenheit. Der Aufstieg in die Regionalliga ist fast schonverspielt, zudem drücken den Oberliga-Club erneut große finanzielleProbleme. Bereits bei der Mitgliederversammlung im November musstendie Kurpfälzer Verbindlichkeiten in Höhe von einer Million Euroeinräumen. Nun wurde auch noch bekannt, dass es im laufenden 1,5-Millionen-Etat eine erhebliche Unterdeckung gibt. Berater RüdigerLamm spricht von einem «Sanierungsfall».

Schon 2003 musste der SV Waldhof Insolvenz anmelden und stürzteaus der 2. Bundesliga in die Oberliga. Um im neuen Jahr eine erneuteZahlungsunfähigkeit zu verhindern, sollen nun mehrere Spielerverkauft werden. Dazu gehören der Torjäger Georgi Donkow, SpielmacherHakan Atik und Evans Wise, der Nationalspieler von Trinidad/Tobago.

Auch die Fans machen Sorgen. In den Punktspielen beim 1. FCPforzheim und gegen den Heidenheimer SB kam es zu Ausschreitungen.Gegen 17 Mannheimer Randalierer wurden Stadionverbote verhängt. Undfür die Polizei sind die Fans der «Waldhof-Buben» gewaltbereiter alsdie Anhänger der Profi-Clubs VfB Stuttgart und Karlsruher SC.

Dennoch sind sie das letzte Kapital des einstigen Erstligisten undauch ein Grund, weshalb Ex-Profi Markus Münch kürzlich erklärte, erwolle sein Präsident werden. Münch bestritt 164 Bundesliga-Spiele undwurde mit Bayern München zwei Mal deutscher Meister. Doch der Grundfür das große Ansehen des 34-Jährigen bei den Waldhof-Fans ist, dasser 1995 durch sein Tor für Bayer Leverkusen den Erstliga-Abstieg desErzrivalen 1. FC Kaiserslautern besiegelte.

In Münchs Gefolge traten auch Michael Herberger, ein Ur-Großneffevon Trainer-Legende Sepp Herberger sowie musikalischer Leiter der«Söhne Mannheims» und Klaus Schlappner auf den Plan. Der führte dieMannheimer 1983 in die Bundesliga, der sie immerhin sieben Jahreangehörten. Auf den 66-Jährigen ist Waldhof-Präsident Hans JoachimBremme aber nicht gut zu sprechen. «Er ist selbstgefällig und bekanntfür seine populistischen Sprüche», sagt Bremme über «Schlappi».

Auch der in Mannheim groß gewordene Maurizio Gaudino ist nichtmehr unumstritten. Dem fünfmaligen Nationalspieler, bei seinemHeimatverein in den Vorjahren schon als Sportdirektor, Interimscoachund zuletzt als Berater tätig, wird eine unglückliche Personalpolitikvorgeworfen. In der Tat brachten mehrere Trainer und einige DutzendSpieler nicht mehr als Mittelmaß ­ trotz eines hohen Etats. Derzeitbeträgt der Abstand zum Oberliga-Tabellenführer SV Sandhausen schonzwölf Punkte. Gaudino lässt die Kritik aber nicht gelten. «Ohne michwäre der SV Waldhof jetzt in der Kreisliga Nord», so der 40-Jährige.

Die anfängliche Begeisterung bei Münch hat mittlerweile übrigensdeutlich gelitten. Und Mitstreiter Schlappner erklärte, er stehe fürein Amt bei seinem alten Verein nicht zur Verfügung. FußballerischeEntwicklungshilfe leistet er lieber in Indonesien und der Mongolei.