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Nowitzki als Fahnenträger im Gespräch

Von Volker Gundrum 21.07.2008, 09:22

Athen/dpa. - Für den einzigen Weltstar im deutschen Sport ist Dabeisein in Peking alles. «Einfach Spaß haben», beschrieb Dirk Nowitzki nach der Last-Minute-Qualifikation der Basketballer seine olympischen Erwartungen.

Später fügte der 30-Jährige noch hinzu: «Und so gut wie möglich abschneiden. Wir sind schon hungrig. Wenn wir einmal dort sind, dann werden wir unser Bestes geben.» Seit den Nowitzki-Festspielen von Athen ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass der in der nordamerikanischen Profiliga NBA bei den Dallas Mavericks spielende Würzburger sogar die deutsche Fahne ins Olympia-Stadion tragen könnte. «Besonders freue ich mich für meinen fränkischen Landsmann, für den ein Lebenstraum in Erfüllung geht. Mit seinem deutlichen Bekenntnis zu Olympia ist er ein idealer Botschafter für die gesamte Mannschaft», sagte Thomas Bach, der DOSB-Präsident aus Tauberbischofsheim.

Während Turner Fabian Hambüchen seiner sportlichen Verpflichtungen wegen dem Olympia-Chef in Sachen Fahne schon einen Korb gegeben hat, kann Nowitzki nach der Eröffnungsfeier am 8. August sogar eine Auszeit nehmen. Das Auftaktspiel der Deutschen in der «Hammergruppe» mit dem neuen «Dream Team» aus den USA, Gastgeber China, Weltmeister Spanien, Griechenland und Afrika-Vertreter Angola steigt erst zwei Tage nachdem die olympische Flamme entzündet wurde. «Das ist mit Sicherheit ein Meilenstein», sagte Ingo Weiss, der Präsident des Deutschen Basketball Bundes (DBB), «das ist eine schwere, aber auch eine tolle Gruppe. Wir fahren nicht als Touristen nach China. Für das deutsche Basketball ist das eine große Chance.»

Für den Vorzeigeathleten Nowitzki wird es eine Veranstaltung der besonderen Art. «Basketball habe ich schon auf der ganzen Welt gespielt, von daher glaube ich nicht, dass das olympische Basketball- Turnier für mich etwas Spezielles sein wird. Es wird die Atmosphäre drum herum sein. Die Eröffnungsfeier, in der Mensa nachts um zwölf irgendwie einen Riegel holen. Andere Athleten kennenlernen, Kontakte knüpfen. Das ist der Reiz.»

Als sich der große Blonde seinen Olympia-Traum erfüllt hatte, versteckte er sich unter einem Handtuch und verschwand schnell in der Kabine. «Es war eine Menge Druck. Eine Menge Arbeit steckt da seit zehn Jahren dahinter. Da hat es mich irgendwie zusammengelegt», sagte er. Trainer Dirk Bauermann hatte angekündigt, dass seine beiden NBA- Stars Chris Kaman und Nowitzki die Party schmeißen würden, sollte die fünfte Olympia-Qualifikation und die erste seit 16 Jahren gelingen. «Dirk verdient mehr», spielte Kaman, der eingebürgerte Centerspieler der Los Angeles Clippers, den Ball prompt weiter. «Von mir aus, bezahle ich gerne», sagte Nowitzki.

Als die lange Nacht von Athen in einem Club am Meer dann vorüber war, gab es eine weitere gute Nachricht für die Basketballer, die tolle Werbung für ihren Sport gemacht hatten. Bis zu 1,1 Millionen Zuschauer hatten den 96:82-Sieg über Puerto Rico im «Endspiel» der Olympia-Qualifikation am Sonntag in der Heimat gesehen. Nach einem Kurzurlaub geht es am 28. Juli weiter. Dann beginnt das Olympia- Abenteuer mit dem ersten Training. Das eine oder andere Testspiel soll noch dazu kommen.

«Mit der Nationalmannschaft haben wir unglaubliche Höhepunkte gesetzt», erinnerte Nowitzki mit 32 Punkten einmal mehr erfolgreichster Werfer unten in den Katakomben der Olympia-Halle an die Bronzemedaille bei der WM in Indianapolis nd die Vize- Europameisterschaft. «Aber das ist jetzt jetzt wirklich die Krönung, noch zu den Olympischen Spielen zu fahren. Von der Nationalmannschaft her ist das der absolute Höhepunkt.»

«Ich bin», sagte Trainer Bauermann bewegt, «unheimlich stolz auf Dirk, wenn ich mir erlauben darf, dies zu sagen. Zwölf Jahre lang hat er die Knochen für den deutschen Basketball hingehalten. Das ist die Belohnung dafür.» Konrad Wysocki, der erstmals in der Nationalmannschaft dabei war, stellte fest. «Nowitzki hat Riesiges geleistet.» Steffen Hamann, mit 19 Zähler neben Demond Greene (15) überragend, erinnerte an «die Opfer», die Nowitzki jeden Sommer für Deutschland bringt.

Ob der Superstar das auch weiterhin tun wird, ist offen. «Es ist noch ein bischen früh, darüber zu reden. Ich bin noch nicht darüber hinweg, es geschafft zu haben. Von daher müssen wir einfach mal schauen, wie es beim olympischen Turnier läuft. Danach können wir uns noch einmal darüber unterhalten», sagte der gerade 30 Jahre alt gewordene Nowitzki.